Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Börse in Wartestellung

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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Mittlerweile haben die US-amerikanischen Aktienindizes (S & P-500, Nasdaq Composite) neue Jahreshochs erklimmen können. Auch die Konjunkturindika­toren in den USA (Einkaufsmanagerindex) und in Deutschland (IFO-Geschäftsklima-Index) haben sich wieder kräftig erholen können. Die Stimmung ist also bestens. Trotzdem stagnieren die Aktienkurse. Zwar ist das in dem oft schwachen Monat September sehr häufig der Fall. Aber wenn die Kurse jetzt nicht aufgrund der guten Lage steigen – wann soll es dann aufwärtsgehen? Bekanntlich haben wir bereits vor einem Monat zur Vorsicht geraten und nur einen geringen Aktienanteil im Depot empfohlen. Das hatte angesichts der hohen Aktienbewertungen gute Gründe. Denn dass das Kursniveau sich irgendwann wieder den fairen Bewertungen anpassen muss, daran führt kein Weg vorbei. Doch es braucht oft lange Zeit, bis auch die Mehrheit der Anleger dies so sieht. Aber schauen wir uns die Einzelsignale an; am Ende ziehen wir Bilanz für unser aktuelles Handeln.

1. Zinssignale: Positiv

Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. Wir achten dabei auf die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen sowie des Libor-Zinses für zwölf Monate in Schweizer Franken. Die Rendite der zehnjährigen Bundesobligationen blieb unter der Null-Linie. Auch die kurzfristigen Zinsen werden von der Zentralbank weiterhin tief gehalten. Unter den Banken gibt es beim CHF für einjährige Liborzinsen einen Minuswert von 0,52 Prozent. Es ist wichtig, dass das Niveau der kurzen Zinsen unter dem der langfristigen Anleihezinsen bleibt, sonst herrscht Rezessionsgefahr. Ausserdem wird vermieden, dass sich Spekulanten erneut mit Franken eindecken und ihn wieder aufwerten. Der Euro ist ohnehin wieder schwächer geworden und muss gestützt werden; das hängt mit der zunehmenden negativen Stimmungslage zur EU zusammen.

2. Der Saisoneffekt: Negativ

Zahlreiche Statistiken haben bewiesen, dass die Monate Mai bis Oktober seit 1960 eine wesentlich schlechtere Performance am Aktienmarkt aufweisen als die Monate November bis April. Daher hat dieses Signal ab Ende April in den negativen Bereich gedreht und bleibt dies bis Ende Oktober.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Positiv

Hierbei handelt es sich um einen Indikator mit schnellen Trendsignalen. Er misst das Verhältnis der 9-Monats-Hochs und der 9-Monats-Tiefs bei 60 Schweizer Aktien, die wir beobachten. Erneut überwiegen die neuen Hochs mit 11:2 gegen die neuen Tiefs. Neue Hochs haben zuletzt Temenos, Huber und Suhner, Lindt und Sprüngli, Belimo, Sika, Zehnder, Givaudan, Forbo, PSP Swiss Property, Schindler und Swiss Life gemeldet. Diese Aktien zeichnen sich durch ihre augenblickliche Trendstärke aus und sind noch haltenswert. Hingegen melden Julius Bär sowie Implenia neue Tiefs. Sollten Sie noch eine dieser zwei Aktien im Depot haben, dann rechnen Sie bei diesen mit weiter fallenden Kursen. Auch Aryzta, Meyer Burger, Rieter, Burkhalter, Dormakaba, Kudelski und Adecco liegen nicht gut im Trend. Nun, der Trend weist darauf hin, dass es kurzfristig zwar noch nicht gefährlich für den Schweizer Aktienmarkt aussieht. Aber dieser Indikator kann auch schnell drehen.

4. Der SMI-Index: Positiv

Seitdem der SMI im Juli mit einem 20-Wochen-Hoch die Wende geschafft hat, hat er mittlerweile noch kein Verkaufssignal gegeben. Er liegt nach unserem System nunmehr im Aufwärtstrend. Ein Gegensignal könnte erst erfolgen, wenn er bis Ende Oktober an einem Wochen­­-ende wieder auf unter 8512 Punkte zurückfiele. Dann sofort aussteigen! Denn der Chart sieht nicht sehr vertrauenerweckend aus; es droht eine sogenannte «Kopf-Schulter-Formation», mit dem «Kopf» im Januar und den «Schultern» in den Sommermonaten 2017 und 2018.

5. Der Banken-Index: Negativ

Der Banken-Index (127 Punkte) hatte nach der italienischen Regierungsbildung ein Verkaufssignal gegeben. Da bisher aber noch keine konkreten Schritte der italienischen Regierung erfolgt sind, aus dem Euro auszutreten oder Auslandskredite nicht mehr zu bedienen, konnte sich der Index zunächst zwar leicht erholen, ging dann aber weiter abwärts. Um ein positives Signal zu geben, müsste er aber im Oktober an einem Wochenende 136 Punkte erreichen. Über www.boersensignale.ch können Sie den Banken-Index wöchentlich verfolgen.

6. Summe der fünf Signale

Mit 3:2 bleibt der Börsenradar weiterhin mehrheitlich im positiven Bereich. Momentan ist diese Mehrheit sogar stabil, aber nur dann, wenn weiterhin mehr Schweizer Aktien neue Hochs als neue Tiefs melden. Das kann sich aber von Woche zu Woche wieder schnell ändern. Es ist daher ratsam, derzeit nicht in Neukäufe bei Aktien zu investieren, sondern bis in den Oktober hinein zu warten, welche Richtung die Grossanleger einschlagen werden. Und vergessen Sie nicht, dass die Kurse immer noch auf hohem Niveau liegen und die Versuchung sehr gross ist, bei der geringsten unerwarteten negativen Nachricht Gewinne mitzunehmen.

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