Für Unternehmensgruppen einer bestimmten Grösse wird in den meisten Ländern die Erstellung von konsolidierten Jahresabschlüssen vorgeschrieben. Dabei gibt es für kleinere Gruppen in der Regel Schwellengrenzen, die überschritten sein müssen, um die Konsolidierungspflicht auszulösen. Aber auch für Unternehmensgruppen, die die Grössenschwellen nicht erreichen, gibt es immer wieder Situationen, in denen ein konsolidiertes Zahlenwerk gefordert wird, wie zum Beispiel bei der Aufnahme neuer Eigenkapitalgeber (Stichwort: Private Equity), bei Verhandlungen mit Banken über neue Kreditlinien oder bei Nachfolgeregelungen.
Freiwillige Konsolidierung
In der Regel wird die Forderung nach konsolidierten Konzernzahlen durch Dritte als unangenehmer Zwang wahrgenommen. Oftmals übersehen wird dabei, dass diese zahlreiche Vorteile bieten, die in bestimmten Situationen zu einer deutlich besseren Entscheidungsfindung führen können. Eine freiwillige Konsolidierung sollte daher in die Überlegungen einbezogen werden. Zur Verdeutlichung sollen nachfolgend vier Fallbeispiele vorgestellt werden:
1. Unternehmenskäufe / -verkäufe oder Fremdfinanzierungen
Im Falle eines geplanten Unternehmenskaufes oder -verkaufs sowie bei Fremdfinanzierungen ist es in hohem Masse sinnvoll, vor dessen Durchführung die Auswirkungen der Transaktion auf die Finanzlage der gesamten Gruppe zu analysieren. Hierzu sind insbesondere Konsolidierungssimulationen geeignet, die nicht nur die Veränderungen auf Aktiva- und Passiva-Seite der Bilanz sichtbar machen, sondern auch Ertrags- und Cash-flow-Veränderungen identifizieren.
2. Währungsverschiebungen /Wechselkursänderungen
Gerade für die international aufgestellten Unternehmensgruppen, welche über länderübergreifende Wertschöpfungsketten verfügen, in denen unterschiedliche Währungen verwendet werden (wie das zum Beispiel bei schweizerischen Unternehmen leicht der Fall sein kann, die Fertigungsstätten im Ausland unterhalten), stellen Veränderungen von Devisenkursen immer wieder neue Herausforderungen dar. Ein Überblick über den Finanzstatus und die Entwicklung einer solchen Unternehmensgruppe ist de facto nur auf konsolidierter Ebene unter Zugrundelegung einer einheitlichen Darstellungswährung möglich. Hochfunktionale Konsolidierungssysteme ermöglichen zudem Simulationsanalysen, die wesentliche Grundlagen für strategische Entscheidungen liefern, zum Beispiel dann, wenn die Abhängigkeit der Gruppe von der Entwicklung einzelner Währungen verringert werden soll. Im Weiteren können Konsolidierungssysteme die notwendigen Berechnungen der Währungskursreserve im Eigenkapital einer Konzerngruppe einfacher und nachvollziehbarer gestalten und ausweisen.
3. Generationenwechsel / Nachfolgeregelung
In den meisten Fällen, in denen die Führung eines Unternehmens auf die nächste Generation oder im Rahmen der Nachfolgeregelung auf ein externes Management übergeht, steht die bisherige Geschäftsführergeneration dem Unternehmen noch beratend zur Seite, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten. Oftmals ist der Senior noch Aktionär beziehungsweise Gesellschafter oder er überlässt seinem Nachfolger zwar den Verwaltungsratsvorsitz, gehört dem Verwaltungsrat aber weiterhin an, ohne noch Aufgaben im Tagesgeschäft wahrzunehmen. In diesen Fällen hilft ein konsolidierter Finanzstatus nicht nur dem Senior dabei, einen schnellen und exakten Überblick über die Entwicklung «seiner» Unternehmensgruppe zu erhalten, sondern verhindert Missverständnisse und reduziert die oftmals mit Nachfolgeregelungen verbundenen generationenübergreifenden Konflikte.
4. Performancemanagement
Die Qualität eines konsolidierten Zahlenwerkes zeigt sich insbesondere an der Tiefe und der Analyse der bereitgestellten Informationen. Reine Zahlen werden erst dadurch zu einem aktiven Steuerungsinstrument. Gerade die entscheidungsunterstützenden Daten sind es, welche einen hohen Mehrwert für das Unternehmen schaffen: Die Kostensenkungspotenziale, die frühzeitige Erkennung von Planungsabweichungen oder die Entwicklung einzelner Umsatzträger sind nur exemplarisch zu nennende Hinweise, die ein entsprechendes Management-Informationssystem (MIS) den Entscheidungsträgern zur Verfügung stellt. Daneben können auch die Ursachen für Fehlentwicklungen identifiziert und somit auch behoben werden. Bei einer konsequenten Anwendung sollten die Ergebnisse des Performancemanagements die zusätzlich von der Konsolidierung verursachten Kosten bei Weitem übersteigen.