Nach den kräftigen Kursverlusten am Aktienmarkt zwischen Mitte Februar und Mitte März haben die Börsen zunächst zu einer Erholungsphase angesetzt. Der Grund war zum einen die Entschlossenheit der Notenbanken und der Politiker, einer drohenden Rezession mit viel Liquidität, finanziellen Hilfen und Konjunkturprogrammen zu begegnen. Zum anderen scheint der Kampf gegen das Corona-Virus durch die grössere Vorsicht der Bevölkerungen Fortschritte zu zeigen, sodass die Kontaktsperren, Schliessungen und Versammlungsverbote allmählich wieder aufgehoben werden können. Doch die Weltkonjunktur zeigte schon vor der Corona-Krise erhebliche Schwächen, sodass ein Ende der Ansteckungsgefahr noch längst nicht bedeutet, dass die Weltwirtschaft dadurch schon wieder ins Laufen kommt. Ausserdem könnte durch die übertrieben langen Sperrmassnahmen vielen mittelständischen Betrieben unumkehrbarer Schaden entstanden sein. Eine schwere Weltrezession lässt sich nicht mehr vermeiden, und es ist fraglich, ob die Börsen das Ausmass der Katastrophe schon richtig erkannt haben. Auch dauert es in der Regel mindestens ein halbes Jahr, bis nach einem so starken Absturz die Anleger wieder Vertrauen auf steigende Kurse fassen können. Aber was sagen nun unsere speziellen Signale für die Schweiz?
1. Zinssignale: Positiv
Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. So steht es jedenfalls in allen ökonomischen Lehrbüchern. Wir achten dabei auf die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen und des Libor-Zinses für zwölf Monate in Schweizer Franken. Besonders die Zinsen der langfristigen Obligationen bleiben im Minusbereich. Das ist insofern positiv, dass hier auf lange Sicht noch keine Konkurrenz zu den Dividendenpapieren des Aktienmarktes möglich ist. Aber die andauernden Minuszinsen zeigen auch, dass weder Unternehmen noch die Politik neue Bereitschaft zu Investitionen zeigen. Sonst würden die langfristigen Zinsen ja stärker nach oben gehen.
2. Der Saisoneffekt: Negativ
Zahlreiche Statistiken haben bewiesen, dass die Monate November bis April eine wesentlich bessere Performance am Aktienmarkt aufweisen als die Monate Mai bis Oktober. Nun sind die Kurse in Abweichung von dieser Regel im Februar und März stark gefallen. Da sie sich im April aber noch einmal deutlich erholt haben, ist die Gefahr eines erneuten Kurseinbruchs bis zum September / Oktober durchaus gegeben.