Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Aktienkäufe wieder möglich

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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Unsere letzte Analyse vom November 2018 kam zum Glück noch rechtzeitig für Sie. «Es geht weltweit abwärts an den Aktienbörsen. Der SMI-Index der Schweiz konnte sich noch relativ gut halten, aber sich dem Abwärtstrend nicht ganz entziehen», schrieben wir. Die Gründe für den Abwärtstrend waren der andauernde Handelskonflikt USA–China, die Kündigung des Atomabkommens mit dem Iran, der Brexit, Italiens Haushalt und die Diesel-Fahrverbote. In der Tat gingen dann im Dezember die Kurse noch einmal massiv nach unten. Auch die Konjunkturprognosen für 2018 und 2019 wurden mittlerweile überall gesenkt. Doch seit Anfang Januar ging es an den Börsen plötzlich wieder aufwärts. Die genannten politischen Probleme sind zwar weiterhin noch nicht gelöst, aber mittlerweile in den Kursen enthalten, ebenso die sich abschwächende Wirtschaftslage. Aber die Anleger haben sich darauf besonnen, dass die Verkäufe angesichts der niedrigen Zinsen übertrieben waren. Immerhin bieten heute Schweizer Aktien im Durchschnitt eine Dividendenrendite von 2,7 Prozent; bei Anleihen und kurzfristigen Geldmarktpapieren haben wir immer noch Negativzinsen.

1. Zinssignale: Positiv

Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. Wir achten dabei auf die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen und des Libor-Zinses für zwölf Monate in Schweizer Franken. Die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen sind mittlerweile weiter gesunken (minus 0,3 Prozent bei zehnjährigen, siehe Graphik). Zwar ist das ein Zeichen für Investitions-Unlust und schwache Konjunktur. Aber es bietet auch Kommunen und Unternehmen die Möglichkeit, praktisch kostenfrei an Geld zu kommen, um nötige Investitionen zu finanzieren. Auch die Schweizerische Nationalbank sorgt weiter dafür, dass der Franken-Zins im Handel unter Banken (Libor) für zwölf Monate deutlich mehr im negativen Bereich bleibt als die langfristigen Anleihen. Das verhindert einerseits einen spekulativen Anstieg des Frankens und wendet andererseits auch die Gefahr einer Rezession ab.

2. Der Saisoneffekt: Positiv

Zahlreiche Statistiken haben bewiesen, dass die Monate November bis April eine wesentlich bessere Performance am Aktienmarkt aufweisen als die Monate Mai bis Oktober. Daher hat dieses Signal ab Ende Oktober in den positiven Bereich gedreht und bleibt dies bis Ende April.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Positiv

Hier handelt es sich um einen Indikator mit schnellen Trendsignalen. Er misst das Verhältnis der 9-Monats-Hochs und der 9-Monats-Tiefs bei 60 Schweizer Aktien, die wir beobachten. Dazu beobachten wir die Kurse der letzten neun Monate. Seit Mitte Januar überwiegt wieder meist die Zahl der Aktien, die ein neues Hoch meldet. Und es sind nun eher die grossen Standardwerte, die mit ihren neuen Hochs deutliche Kaufsignale geben: Roche, Nestlé und Swiss RE. Diese Aktien sind auf jeden Fall kaufenswert. Auch Panalpina, Huber + Suhner, Sonova sowie Swiss Life liegen gut im Trend. Meiden sollte man Titel, die immer wieder neue Tiefs melden, wie Ascom, Swatch und Zehnder. Auch die Kursverläufe von Aryzta und Implenia sehen nicht gut aus. Schon vor drei Monaten schrieben wir, dass bei diesen mit weiter fallenden Kursen zu rechnen sei.

4. Der SMI-Index: Positiv

Mittlerweile hatte auch der SMI ein 33-Wochen-Tief gemeldet, das er aber nun wieder mit einem 20-Wochen-Hoch korrigiert hat. Dazu schloss sich der SMI den positiven Vorgaben aus Hongkong und den USA an. Nötig war dazu ein Überschreiten der Marke 9087, was mittlerweile erfolgt ist. Jetzt sollte der SMI nicht mehr unter die Marke 8411 Punkte fallen; dann bleibt das positive Signal intakt.

5. Der Banken-Index: Negativ

Der Banken-Index braucht noch ein wenig Zeit, um sich wieder so weit zu erholen, dass man von einem Aufwärtstrend sprechen kann. Immerhin sind die Ängste wegen der italienischen Verschuldung geringer geworden, da der italienische Staat die fälligen Zinsen für zehnjährige Anleihen von derzeit 2,74 Prozent spielend zahlen kann. Das bedeutet, dass Anleger noch genügend Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit Italiens haben; sonst wären die Zinsen dort ja wesentlich höher. Es gibt also hier keinerlei Probleme, fällige Anleihen durch neue zu ersetzen. Der Bankenindex notiert derzeit 115,75 Punkte. Um ein Kaufsignal geben zu können, müsste er Ende Februar die Marke 124 Punkte überschritten haben. Über www.boersensignale.ch können Sie den Banken-Index wöchentlich verfolgen.

6. Summe der fünf Signale

Mit 4:1 ist unser Börsenradar wieder deutlich im positiven Bereich. Nunmehr gibt es also wieder eine klare Mehrheit für steigende Aktienkurse. Dieser positive Trend sollte zumindest bis Mai anhalten. Da wird der Saison-Faktor wieder negativ. Und bis dahin kann man auch besser abschätzen, ob die derzeitige Konjunkturflaute tiefer geht als erwartet oder ob die positiven Konjunkturfakten wie niedrige Zinsen, niedriger Ölpreis, niedrige Rohstoffpreise dem Aktienmarkt wieder neuen Schwung verleihen können. «


Uwe Lang ist Finanz- sowie Börsenexperte, Publizist und Herausgeber der Fachzeitschrift «Börsensignale». www.boersensignale.ch, u.lang@boersensignale.ch

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