Beispiele für markante Währungskursverschiebungen gab es in der jüngeren Vergangenheit zuhauf. Stets wurden sie ausgelöst durch Ereignisse, die kaum prognostizierbar waren. So zum Beispiel die Aufhebung des EUR/CHF-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Jahr 2015 oder das Brexit-Referendum sowie die US-Präsidentschaftswahl von 2016. Für sicher gehaltene und eingeplante Margenerträge haben sich bei etlichen Unternehmen im Nu aufgelöst. Die Erfahrungen lehren uns: Währungsrisiken müssen abgesichert werden. Dazu bieten sich unterschiedliche Strategien an.
Devisenhandel
Absicherungsstrategien für Währungsrisiken
Zunächst einmal gilt es für Unternehmer, Klarheit darüber zu gewinnen, welche ihrer Währungspositionen einem wesentlichen Wertschwankungsrisiko ausgesetzt sind. Wenn dieses «Exposure» einmal ermittelt ist, geht es darum, die eigene Risikobereitschaft und -fähigkeit festzulegen. Es empfiehlt sich, diese als interne Richtlinie niederzuschreiben und von Zeit zu Zeit zu überprüfen. In der Praxis wird jeweils nicht das gesamte Exposure abgesichert.
Je nach Risikofähigkeit geht es um zirka 40 bis 80 Prozent der effektiven Risikoposition. Eine wichtige Rolle spielt dabei die jeweilige persönliche Einschätzung, wie sich ein bestimmter Währungsraum entwickelt. Noch nicht entscheidend ist die Wahl des eigentlichen Absicherungsinstruments; diese wird erst am Schluss getroffen.
Kategorien der Absicherung
An dieser Stelle hilft etwas Theorie zu den drei Kategorien des «Hedgings» (sprich: der Absicherung). Mikro-, Makro- und Natural-Hedge stehen für verschiedene Stufen, auf denen Absicherungen getä-tigt werden können. Beim Mikro-Hedge wird ein spezifisches Einzelgeschäft abgesichert, die Transaktion kann direkt einem Fremdwährungsgeschäft zugeordnet werden.
Beim Makro-Hedge werden dagegen diverse Fremdwährungspositionen auf der Basis einer integrierten Risikobetrachtung abgesichert, womit das Absicherungsgeschäft nicht mehr einer einzelnen Fremdwährungstransaktion zugeordnet werden kann. Der Natural-Hedge erfordert kein Absicherungsgeschäft, da sich die Einnahmen und die Ausgaben in einer Währung ausgleichen. Dies ist die einfachste und kostengünstigste Kategorie, kommt jedoch in der Praxis sehr selten vor.
Operativer Absicherungsansatz
Beim operativen Absicherungsansatz erfolgt schliesslich die Umsetzung der Strategie, wobei unter anderem entschieden wird, ob man sich nur gegen extreme Ereignisse absichert oder einen rollierenden Ansatz wählt. Bei Letzterem legt man zum Beispiel vorgängig fest, jeden Monat systematisch 50 Prozent des anfallenden Exposures abzusichern.
Alternativ dazu könnte man auch die Strategie eines intern budgetierten Wechselkurses verfolgen. Entscheidend ist hier, auf welche Weise dieser Kurs definiert wurde und wie dieser überwacht wird. Bei diesem Ansatz werden Absicherungen nur dann getätigt, wenn sich der Wechselkurs dem festgelegten Budgetwert annähert oder eine bestimmte Bandbreite verlässt. Wer diesen Ansatz wählt, sollte auf keinen Fall den Überwachungsaufwand unterschätzen; es werden technische Hilfsmittel wie auch ein Zugang zu aktuellen Marktdaten benötigt.
Das richtige Instrument
Auf dieser Basis wird zu guter Letzt das geeignetste Absicherungsinstrument ausgesucht. Dabei ist es nicht falsch, sich auf das Know-how des Devisenspezialisten der Hausbank zu verlassen. Um Währungsrisiken adäquat abzusichern, stehen klassische Instrumente wie das Devisenkassageschäft oder das Devisentermingeschäft, aber auch das Swap- und Devisen-Optionsgeschäft zur Verfügung. Ob vorrangig Kassen- oder Termingeschäfte abgeschlossen werden, hängt stark von der Liquiditätsplanung und den Zahlungsflüssen ab.
Limit-Orders als Unterstützung
Limit-Orders können bei der Hausbank platziert werden, um bei sich schnell verändernden Marktverhältnissen keine Triggerpunkte zu verpassen. Die gängigsten Arten sind:
Limitierter Auftrag
Bei normalen Kauf- oder Verkaufsaufträgen garantiert die Bank, dass die Devisen zum gewünschten Wechselkurs gekauft oder verkauft werden können, sobald der Kurs während der festgelegten Gültigkeitsdauer die entsprechende Limite erreicht, über- oder unterschreitet. Soll eine Limite für ein Termingeschäft platziert werden, wird bei der Auftragserteilung nur der gewünschte Kassakurs vereinbart. Der Swapsatz wird erst zum Zeitpunkt der Ausführung berechnet, da sich dieser während der Gültigkeit der Limite verändern kann.
Stop-Loss-Auftrag
Mit dem Stop-Loss-Auftrag werden bestehende Positionen vor den negativen Auswirkungen von Kursbewegungen geschützt. Die Limite eines Stop-Loss-Kaufauftrages liegt immer über dem aktuellen Kurs, diejenige eines Stop-Loss-Verkaufsauftrages immer darunter. Ausgeführt wird der Auftrag, wenn der im Stop-Loss-Auftrag festgesetzte Kurs am Markt gehandelt wird.
«One cancels the other»-(OCO-)Auftrag
Diese Auftragsart umfasst zwei Aufträge, normalerweise einen Stop-Loss- und einen Take-Profit-Auftrag (Gewinnmitnahme durch limitierten Auftrag). Sobald der eine Auftrag ausgeführt wird, erlischt der andere. Damit kann von einer vorteilhaften Kursbewegung bei gleichzeitiger Absicherung profitiert werden.
Praxis-Beispiel einer OCO-Limite: Ein Unternehmen exportiert Produkte in den EU-Raum und fakturiert die Verkäufe in Euro. Um die errechnete Produktemarge zu erzielen, benötigt es einen Wechselkurs von mindestens 1,05 zum Schweizer Franken. Da der Markt aktuell von dieser Marke entfernt ist, wird ein Zusatzertrag in Form eines höheren Wechselkurses angestrebt. Der gewünschte Wechselkurs liegt bei 1,15.
Hier eignet sich diese Limitenart sehr gut, da man sich nach unten absichert und nach oben einen möglichen Zusatzertrag erzielen kann. So läuft man nicht Gefahr, dass die eine Limite oder die Stop-Limite verpasst wird, und delegiert die Überwachung an die Bank. Bei der Ausführung der oberen oder unteren Limite wird die noch offene Limite automatisch gelöscht.
Fazit
Währungskurse sind ständig in Bewegung, wobei unvorhergesehene Ereignisse besonders unerwünschte Schwankungen erzeugen können. Da die Währungsspekulation nicht zum Kerngeschäft eines KMU gehört, sollte sich dieses nur bedingt und innerhalb von engen Bandbreiten Währungsrisiken aussetzen. Diese Bandbreiten sollten vorgängig klar definiert werden.
Zudem sollte eine auf das KMU zugeschnittene Absicherungsstrategie erarbeitet und dokumentiert werden. Die Wahl der richtigen Instrumente hängt von der eigenen Liquiditätsplanung ab und sollte auf die Zahlungsströme abgestimmt sein. Ein hilfreiches Zusatzinstrument bieten Limit-Orders, die man bei einer Bank einfach, aber effizient und rund um die Uhr platzieren kann.