Editorial

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Transformidabel

Sich ändernde Rahmenbedingungen können zu Unsicherheiten bei Entscheidungsfindungen und Ängsten in der Belegschaft und somit zu Instabilität führen. Um die damit verbundene Gefahr möglicher negativer Konsequenzen zu minimieren, braucht es strategische Antworten.

Veränderungsmanagement, beziehungsweise Change Management, ist eine solche Antwort. Gablers Wirtschaftslexikon definiert den Begriff als: «[...] die laufende Anpassung von Unternehmensstrategien und -strukturen an veränderte Rahmenbedingungen. Wandel repräsentiert heute in Unternehmen nicht mehr den Sondervorgang, sondern eine häufig auftretende Regelerscheinung. Alle Prozesse der globalen Veränderung, sei es durch Revolution oder durch geplante Evolution, fallen in das Aufgabengebiet des Change Managements.»

Der Gap zwischen Theorie und Praxis ist allerdings gross. Das Problem liegt vor ­allem in der menschlichen Struktur und darin, wie diese gehandhabt sprich gemanagt wird. Wie so oft brachte auch hier Mark Twain einen Zustand auf den Punkt. «The only person who likes change is a baby with a wet diaper», so sein Bonmot. John P. Kotter würde dem vermutlich zustimmen. Der Professor für Führungsmanagement an der Harvard Business School fand in einer Studie heraus, dass ein Grossteil aller angestossenen Change-Management-Projekte scheitert, insgesamt 70 Prozent. Die Gründe für diese hohe Quote: Widerstand bei den Mitarbeitern und Rückfall in alte Muster.

Bei disruptiven Veränderungen wie der digitalen Transformation ist dieses Hindernis besonders hoch. Dies, weil unvermeidliche Umbrüche viele Unternehmen dazu zwingen, ihre Arbeitsmethoden, Mitarbeiter und sogar die Arbeitsumgebung auf den Prüfstand zu stellen. Die grosse Mehrheit der Industrieunternehmen verfolgt mit jährlich steigenden Budgets Initiativen zur digitalen Transformation, vor allem mit Zielen in Richtung Kosten und Effizienz, Wachstum und Qualität in Verbindung mit dem Kundenerlebnis. Vielfach fehlt es jedoch noch an einer Gesamtstrategie, die auch Mitarbeitern Orientierung hin zum gewünschten Denken und Verhalten gibt, die das Unternehmen im Zielzustand der Veränderung benötigt. Denn ob die Digitalisierung schliesslich verstärkt positive oder negative Auswirkungen hat, hängt massgeblich davon ab, wie Menschen entscheiden, sie zu nutzen. Entscheidend ­dafür ist, wie stringent eine Changestrategie umgesetzt wird.

P.S.: Mehr zum Thema Digitalisierung und Transformation in der Ausgabe Nr. 9/2022.

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