Editorial

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Future Skills

Randal A. Koene will die Hirnaktivität von Individuen mittels «mind uploading» simulieren. Niels Birbaumer, ebenfalls Hirnforscher, soll es gelungen sein, mit einem komplett gelähmten Patienten über zwei Elektroden, die er ihm in den Kopf gepflanzt hatte, zu kommunizieren.

Und einen gruseligen Weg, auf dem Science und Fiction pulverisiert werden, verfolgt Ray Kurzweil: Der Futurist und Director of Engineering bei Google ist Anhänger des Transhumanismus und überzeugt, dass im Jahr 2045 die Singularität erreicht werde und damit das Überwinden menschlicher Intelligenz durch künstliche. Menschen wären dann unsterblich, denn Milliarden von Nanorobotern in unseren Körpern würden dafür sorgen, dass DNA-Fehler umgehend repariert und Krankheitserreger sofort ausgemerzt werden.

Die Frage, die sich daraus hier stellt, ist zunächst keine ethische, etwa, wo die rote ­Linie zur Entnaturalisierung des Menschen beginnt. Vielmehr soll es um den Umgang mit künftigen Veränderungen gehen. Welche Szenarien ergeben sich aus ­aktuellen Trends, und wie ist diesen zu begegnen? Entscheidend wird sein, welche Fähigkeiten und Kompetenzen wir uns dafür aneignen müssen. Seit einigen Jahren hat sich hierfür auch im deutschsprachigen Raum der Begriff «Future Skills» etabliert, und es mehren sich die Studien zu diesem Thema. Zwei speziell interessante kommen vom GDI-Institut («Future Skills 2020») und dem World Economic Forum («Future of Jobs Report 2020»). Gemäss WEF-Studie steht das Lösen komplexer ­Probleme als grösste Herausforderung auf der Agenda – dies mit Hilfe von zutiefst menschlichen Skills wie Kreativität, Ideenfindung oder Innovation. Als weiteres ­grösseres Thema ist Selbstmanagement angegeben, das aktives Lernen, Lernstra­tegien, Resi­lienz, Stresstoleranz und Flexibilität zum Erfolg bringen soll.

Kein Zweifel, die Arbeitswelt steht angesichts rasanter technologischer Entwicklungen und gesellschaftlicher Umbrüche vor grossen Veränderungen. Für den Wandel braucht es Unternehmensführer und Mitarbeiter, die fit für die Aufgaben der Zukunft sind. Deshalb müssen jetzt die Fähigkeiten auf- und ausgebaut werden, die ­nötig sind, um die Zukunft weitmöglichst zu gestalten. Die Studien zeigen aber auch, dass dies kein Hexenwerk ist, keine Fiction, denn die genannten Fähigkeiten sind nicht unbekannt. Die «Future Skills» müssen heute nur geweckt, weitergegeben oder neu interpretiert werden.

P. S.: Mehr zum Thema Zukunftskompetenzen («Future Skills») in der Ausgabe Nr. 6/2022.

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