Editorial

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Science und Fiction

Der künstlichen Intelligenz sind keine Grenzen gesetzt. Eine dramatische Beschleunigung der Entwicklung künstlicher Intelligenz sorgt dafür, dass bereits in naher Zukunft das nächste Evolutionslevel erreicht wird, eine Art Superintelligenz, die es mit dem Menschen aufnehmen kann oder dessen ­Fähigkeiten sogar übertrifft.
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Davon ist zumindest das ChatGPT-Unternehmen Open AI überzeugt. CEO Sam Altman, der gerade vor wenigen Monaten seinen neuen Chatbot GPT5 vorstellte, spielt damit zunächst auf das viel diskutierte KI-System «Artificial General Intelligence» (AGI) an.  Ziel ist, die allgemeine Intelligenz des menschlichen Gehirns zu simulieren und folglich in der Lage zu sein, alle intellek­tuellen Aufgaben zu erfüllen. 

AGI ist die nächsthöhere KI-Form nach der «Artificial Narrow Intelligence» (ANI), welche auf bestimmte Aufgaben wie Spracherkennung oder Empfehlung ausgerichtet ist und noch keine komplexen Problemlösungen liefern kann. Übertroffen wird sie von der «Artificial Superintelligence» (ASI). Das hypothetische Konzept beschreibt eine KI, die den menschlichen Fähigkeiten überlegen ist, auch auf der kreativen und emotionalen Ebene. Die KI-Hypothesen werden nur noch getoppt von der Vorstellung einer möglichen Verschmelzung von Mensch und KI. So spekulieren die Evolu­tionsbiologen Paul B. Rainey und Michael E. Hochberg darüber, dass Menschen und KI eines Tages als ein einziges «evolutionäres Individuum» funktionieren könnten – ähnlich wie einst die Verschmelzung zweier Mikroben zur Entstehung komplexer Zellen geführt habe, auf denen alles vielzellige Leben basiere.

Zugegeben, auch die als Nächstes angepeilte «Artificial General Intelligence» ist bislang nur ein hypothetisches Konzept. Doch schon die «einfache» künstliche Intelligenz begann mit Wissenschaft und Science-Fiction, bis sie schliesslich Bestandteil des Alltags wurde. Und die Fortschritte der KI-Entwicklung sprechen dafür, dass AGI zu erreichen realistisch ist. Ein entscheidender Schritt von reaktiver und generativer KI hin zu «Allgemeiner künstlicher Intelligenz» sind zum Beispiel die sogenannten «Weltmodelle». «World Models» haben künstliche neuronale Netze und sind in der Lage, nicht nur einzelne Aufgaben zu lösen, sondern durch Wahrnehmung der Umgebung Simulationen der Realität zu schaffen. Es wird spannend sein zu sehen, wie sich dieser Übergang von spezialisierten KI-Systemen zu denen mit allgemeinen ­Fähigkeiten hin gestaltet. Und wie er für Gesellschaft und Unternehmen nutzbar ist.

P.S.: Mehr zum Thema KI und Weltmodelle in dieser Ausgabe

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