Editorial

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Mangellage

Für manche Menschen fällt Weihnachten wie ein überraschendes Phänomen vom Himmel, und sie hetzen am Heiligabend los, um auf Geschenkejagd zu gehen.

Die demografische Entwicklung ist seit Langem ebenso wenig unvorhersehbar, und doch scheint es so, dass vor konsequentem Handeln erst die negativen Folgen sichtbar werden müssen. Gemäss einer CS-Studie wird das Verhältnis von Erwerbspersonen zur Gesamtbevölkerung markant sinken. Bis 2040 wird der Anteil der Erwerbsbevölkerung demnach von über 54 Prozent auf knapp 49 Prozent fallen. Bis zum Jahr 2030 werden einer Studie der ICT-Berufsbildung Schweiz zufolge voraussichtlich allein im IT-Sektor fast 40 000 Fachkräfte fehlen.

Allerdings ist die demografische Entwicklung nicht der alleinige Beschleuniger des Fachkräftemangels, weshalb der Ruf nach stärkerer Zuwanderung kein Allheilmittel sein kann. Digitalisierung, globaler Wettbewerb, aber auch der zunehmende Wunsch, vor allem jüngerer Generationen, weniger zu arbeiten, sind weitere, gravierende Herausforderungen. Nicht zu vergessen auch das hausgemachte Problem, dass der Staat mit deutlich höheren Verdienstmöglichkeiten und Privilegien ­zunehmend als Konkurrent der Privatwirtschaft auftritt. Dass Schulabgänger ­Studien der Geisteswissenschaften statt Mintfächer und KV-Lehren statt Handwerkerausbildungen präferieren, verschärft die Lage.

Eine Studie der Personalberatung Michael Page zeigt, dass KMU die Hauptlast eines «historischen Bewerbendenmangels» tragen. Der Ratgeber «UBS Impulse» offeriert zwei Massnahmen gegen den Fachkräftemangel – die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland in die Schweiz und/oder die Eröffnung eines neuen Standorts im Ausland, wo die gesuchten Fachkräfte gut verfügbar sind. Das kann natürlich nicht alles sein, übergeordnete Einzelmassnahmen lösen nicht das Problem. So will eine starke Mehrheit der KMU auch nicht in Standortwechsel investieren, sondern vielmehr in Aus- und Weiterbildung. Eigene Talente zu identifizieren und gezielt zu fördern, sollte Teil eines ganzen Massnahmenmixes sein. Dazu gehören unter anderem, das Recruiting dem Arbeitsmarkt anzupassen, eine sichtbare Arbeitgebermarke zu entwickeln, Geschäftsmodelle auf den Prüfstand zu stellen und in Digitalisierung und Automatisierung zu investieren. Je gesünder die Basis im Personalmanagement für diese Aktivitäten gelegt ist, desto grösser die Erfolgschancen. Und sie besteht ­zunächst vor allem darin, Strategien zu formen, um die guten Mitarbeiter zu halten.

P.S.: Mehr zum Thema Personalmanagement in der Ausgabe Nr. 10/2023.

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