Editorial

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Festgefahren?

Missmanagement und politische Fehleinschätzung, dazu ein gewaltiger Wettbewerbsdruck aus China – Wird 2025 zu einem Schicksalsjahr der europäischen Automobilbranche?
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Die Automobilbranche steckt in einer satten Strukturkrise. Welche Lösungswege als Antwort auf die erheblichen Herausforderungen gefunden werden, entscheidet in den nächsten Jahren auch darüber, wie die Mobilität der ­Zukunft gestaltet wird, doch vor allem, wie überlebensfähig die europäische Industrie mit ihren Zulieferern und dem Handel sein wird. Noch gilt die Branche als Eckpfeiler der europäischen Wirtschaft. Gewinnwarnungen und (drohende) Massenentlassungen rütteln jedoch gewaltig daran. Welche Anteile an dieser Schieflage nun Missmanagement, Marktwirtschaft oder politische Lenkung haben, soll hier nicht diskutiert werden.

Fest steht, dass China den Taktstock zur Orchestrierung von Innovation und Transformation von Europa übernommen hat. Die Volksrepublik ist nicht nur zum Automobil-Exportweltmeister aufgestiegen, sondern hat gleichzeitig den heimischen Markt berauschend schnell gewandelt. Der Anteil ausländischer Marken sank innerhalb von vier Jahren um fast 20 Prozent; in ähnlicher Grössenordnung reduzierte sich der Marktanteil an Verbrennerantrieben. Anders als in Europa dürfte hier die Förderung von Elektroautos sicher nicht dem Klimawandel geschuldet sein. China hat zuletzt den Ausbau der Kohleverstromung massiv vorangetrieben und stösst mit einem Anteil von über 30 Prozent an den weltweiten CO₂-Emissionen deutlich mehr  CO₂ aus als jedes andere Land der Welt.

Es sind vor allem zwei Trends, die Chinas Automobilwirtschaft gepusht haben. ­Zunächst die Elektrifizierung. Experten gehen davon aus, dass in China, vor allem auch dank sehr günstiger Einstiegsmodelle, inzwischen mehr reine Elektroautos und Plug-in-Hybride als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor verkauft werden.  Zum Vergleich: Der Anteil lag in der Schweiz bei knapp 14 Prozent. Gemäss Bundesamt für Statistik (Stand September 2024) betrug der Anteil rein elektrisch angetriebener Fahrzeuge am Gesamtbestand der Personenwagen sogar nur 4,2 Prozent. Der zweite grosse Trend: das sogenannte «Software-Defined-Vehicle», die Weiterentwicklung vom hauptsächlich auf Hardware basierenden Auto hin zu vornehmlich elektronisch gesteuerten und dadurch in erster Linie von Software abhängigen Autos. Wird es der europäischen Autoindustrie gelingen, hierzu wettbewerbsführende Lösungen zu finden? Und: Braucht es zur Unterstützung eine Neuausrichtung des europäischen «Green Deal»? Das Jahr 2025 wird es zeigen.

P.S.: Mehr zum Thema automobile Trends in dieser Ausgabe.

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