Editorial

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Erfolgsfaktor Zufall

Die UN-Generalversammlung hat das Jahr 2025 zum «Internationalen Jahr der Quantenwissenschaft und Quantentechnologien» ausgerufen. Grund genug, hierzu einigen Gedanken zu folgen, die um die Verbindung von ­Materie und Geist kreisen.
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Die Vertreter der klassischen Physik haben uns gelehrt, dass die Welt aus Materie besteht und deterministisch funktioniert. Demnach beruht alles auf Ursache und Wirkung und ist schon vorherbestimmt. Jahrhundertelang galt die klassische Physik als Ideal der Naturwissenschaftler und hat grossartige ­Erfindungen hervorgebracht.

Die Quantenphysik zeigt, dass auf der subatomaren Ebene, der kleinsten Ebene der Materie, die Gesetze der klassischen Physik nicht mehr gelten. Gemäss der Quanten-Denkweise können Verstand und Materie nicht mehr getrennt betrachtet werden. Sie sind untrennbar miteinander verbunden, weil die subjektive Wahrnehmung spürbare Veränderungen in der objektiven physischen Welt zur Folge hat. Max Planck, der als Begründer der Quantenphysik gilt und im Jahr 1919 den Nobelpreis erhielt, sagte dazu: «Es gibt keine Materie, sondern nur ein Gewebe von ­Energien, dem durch intelligenten Geist Form gegeben wurde. Dieser Geist ist Urgrund aller Materie.»

Esoterik und Mystik einmal beiseitegelassen, könnte Quantenphysik nicht weniger, als unser Verständnis von Realität zu revolutionieren. Es drängt sich damit zudem die Frage auf, wie die Kraft des Geistes respektive der Gedanken nutzbringend einzusetzen ist. Ein entsprechend trainiertes Mindset könnte selbst Glück und Zufall beeinflussen. In seinem Buch «Erfolgsfaktor Zufall» beschreibt Wirtschaftswissenschaftler Christian Busch, wie durch Zufall entdeckte Gelegenheiten zu erkennen, zu interpretieren und für den eigenen Vorteil zu nutzen sind. Das Konzept dieser sogenannten «Serendipität» unterscheidet sich also vom puren Zufall. Für Unternehmen können das Verständnis und die bewusste Nutzung dieses Unterschieds einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bedeuten. Was es dazu braucht, ist vor allem eine geistige Offenheit. Diese im Unternehmen bewusst weiterzuentwickeln, lohnt sich. Grosse Innovationen sind der Beweis. Röntgenstrahlung, Penicillin, Radioaktivität oder das Word Wide Web gehen auf «glückliche Zufälle» zurück.

P.S.: Mehr zum Thema Serendipität in der Ausgabe Nr. 06/2025 auf Seite 86

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