Editorial

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Die dunkle Seite der Digitalisierung

Die digitale Transformation ist begleitet von Euphorie, aber auch von Skep­sis oder sogar Pessimismus.

Ohne Zweifel hat die Digitalisierung einmalige Errungenschaften vorzuweisen. Die Möglichkeit, weltweit Wissen zu teilen, ist vor allem zu nennen. Hohe Effizienzgewinne entlang der gesamten Wertschöpfungs­kette, die zu einem qualitativ besseren Wachstum führen und dazu noch die Umwelt entlasten, folgen. Darüber hinaus gilt die Digitalisierung als Türöffner für ein neues Innovationsmanagement. Aber kein Licht ohne Schatten, wie es so schön heisst. So hat auch die Digitalisierung ihre dunkle Seite. Zunächst ein kurzer Blick auf einen ökologischen Aspekt, da dieser zunehmend auch Einfluss auf ökonomisches Handeln hat. Der hauptsächliche Vorteil einer Investition in die Digitalisierung liegt in den sogar kurzfristig zu erzielenden Effizienz­gewinnen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Das kann zu deutlicher Reduzierung des CO₂-Ausstosses führen. Diese schöne Logik tritt allerdings ausser Kraft, wenn der Effizienzgewinn von einer steigenden Nachfrage begleitet wird oder diese sogar auslöst. Hier ist dann die Rede von einem sogenannten Reboundeffekt. Beispielhaft dafür stehen etwa das Smartphone, der Onlinehandel oder batteriebetriebene Antriebe.

Kommen wir zum wohl dunkelsten Teil der Digitalisierung, der IT-Sicherheit. Gemäss einer Studie von Digitalswitzerland hat ein Viertel der Schweizer KMU (bis 50 Mitar­beitende) bereits einen Cyberangriff erlebt. Ein Drittel davon hat dabei finanzielle Verluste erlitten und jedes zehnte einen Reputationsschaden oder den Verlust von Kundendaten. Unternehmer sind sich zwar der Möglichkeit von Cyberattacken bewusst, trotzdem besteht in der Umsetzung von Sicherheitsstrategien und -massnahmen Nachhol­bedarf. Dies zeigt etwa der «Global Cybersecurity Index« der International Telecommunication Union, wonach die Schweiz auf Platz 42 von 182 bewerteten Nationen steht. Wie die Unternehmensberatung PwC bescheinigt, liegen die grössten Probleme immer noch in der fehlenden Kenntnis der Gefahren und Schwachstellen, dem unzureichenden Know-how in der Gefahrenabwehr und den zu geringen Investitionen in IT-Sicherheit. Die Schattenseiten der Digitalisierung, auch die, die auf den ersten Blick nicht unmittelbar Auswirkungen auf das Unternehmen zu haben scheinen, nicht wahrnehmen zu wollen, ist keine Erfolg versprechende Strategie. Nur wer sich der Risiken bewusst ist, kann risikominimierende Massnahmen ergreifen. Und je fundamentaler Veränderungen sind, desto intensiver muss ein Risikomanagement ausgeprägt sein. 

PS: Mehr zum Thema Digitalisierung/IT-Sicherheit der Ausgabe Nr. 4/5 2022.

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