Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Neue Aktienhausse möglich?

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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In der letzten Ausgabe hatten wir die Frage gestellt, wie stabil wohl die Kurserholung an den Börsen ist, die Ende Oktober begann. Zunächst einmal sind nun viele Anleger davon überzeugt, dass die Börsenflaute nun vorbei ist und wir eine stabile Aufwärtsbewegung vor uns haben. Letztlich ist es die Hoffnung auf ein Umschalten der Zentralbanken, damit sich die Konjunktur in Europa und in den USA wieder belebt. Man setzt auch darauf, dass US-Präsident Joe Biden seine Wiederwahl nächstes Jahr nicht durch schlechte Zahlen aus der Wirtschaft gefährden lassen wird. 

Ja, der Zinsanstieg hat sich nicht weiter fortgesetzt. Das gilt für die kurzfristigen Zinsen wie auch für die zehnjährigen Obligationen. Der Grund ist der Rückgang der Inflationsraten. Vor allem der schwächere Ölpreis hat zu einer Stimmungsbesserung geführt. Zwar hatte man nach dem Hamas-Überfall in Israel und den Vergeltungsschlägen Israels in Gaza zunächst einen steigenden Ölpreis erwartet. Aber nachdem sich der Gaza-Krieg nicht auf die gesamte Nahost-Region ausgeweitet hat, haben die Anleger wieder neuen Mut an der Börse gefasst. Doch nach wie vor ist die Frage, ob die Aufwärtsbewegung in eine neue Aktienhausse mündet oder ob wir im Dezember/Januar noch einmal tiefere Kurse sehen werden. Befragen wir zunächst einmal unsere Indikatoren!

1. Zinssignale: Negativ

Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. So steht es in den Lehrbüchern. Zwar sind im Jahr 2023 die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen leicht zurückgegangen. Doch die letzte Seitwärtsbewegung lässt noch nicht erkennen, ob es mit den Zinsen nun wirklich nach unten geht oder ob wir noch einmal mit einem weiteren Anstieg rechnen müssen. Ausserdem ist immer zu bedenken, dass es eine gewisse Vorlaufszeit zwischen den Zinsbewegungen und der Aktienbörse gibt. Um den Aktienmarkt zu beflügeln, müssten die Zinsen weiter sinken. Auch haben die Zentralbanken ja auch noch keine entsprechenden Signale gegeben.

2. Der Saisoneffekt: Positiv

Zahlreiche Statistiken haben bewiesen, dass die Monate November bis April im Durchschnitt eine wesentlich bessere Performance am Aktienmarkt aufweisen als die Monate Mai bis Oktober. 

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Positiv

Unsere Liste der 64 meistgehandelten schwei­ze­rischen Aktien zeigte zum letzten Stichtag am 17.11. ein eher positives Bild. Sechs Aktien meldeten ein 9-Monats-Hoch: Logitech, Partners, Adecco, VAT, Swiss Re und Givaudan. Vier Aktien mussten hingegen ein 9-Monats-Tief hinnehmen: Swisscom, Nestlé, SGS und Roche. Vor allem die Tiefs bei den «Blue Chips» Nestlé, SGS und Roche sollten jedoch zu denken geben, dass die letzte Aufwärtsbewegung noch nicht auf sicherem Boden steht. Wenn solche Grosskonzerne nicht mitziehen, ist die Gefahr erneuter Rückschläge gross.

4. Der SMI-Index: Negativ

Der SMI-Index für die 20 wichtigsten schwei­zerischen Aktien liegt  im Grund schon seit Ende 2021 im Abwärtstrend. Die Aufwärtsbewegung im Frühjahr 2023 war auch bald wieder beendet. Eine gewisse Hoffnung, dass es nun aufwärtsgehen könnte, gibt der Doppelboden im Herbst 2022 und im Herbst 2023. Aber zunächst einmal müs­s­te die Marke 11 000 deutlich nach oben überschritten werden.

5. Der Banken-Index: Positiv

Den Banken-Index beobachten wir deshalb so genau, weil er mögliche Finanz-Gefahren für die Weltwirtschaft durch drohende Insolvenzen in der Regel eher anzeigt als übliche Aktienindizes wie der SMI. Er setzt sich aus zehn wichtigen Grossbanken aus aller Welt zusammen; auch die UBS ist im Banken-Index enthalten. Der Trend beim Banken-Index ist immer noch klar aufwärts gerichtet, wie auch schon in den letzten Monaten. Er zeigt damit zumindest an, dass eine weltweite Finanzkrise in absehbarer Zeit nicht zu befürchten ist.

6. Summe der fünf Signale: 3:2 positiv

Nachdem sich unsere fünf wichtigen Indikatoren ins Positive gedreht haben, dürften die Börsenkurse vermutlich ihre Erholung noch fortsetzen. Eine Jahresschluss-Rally bis Ende Dezember ist durchaus möglich. Ab Januar ist jedoch Vorsicht angebracht, ob sich dieser Trend dann immer noch fortsetzt. Schwache Konjunkturzahlen könnten die Aktienkurse dann durchaus noch einmal nach unten drücken, zumal die Zentralbanken keine Neigung zeigen, der Weltkonjunktur mit einer lockeren Geldpolitik zu Hilfe zu ­kommen.

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