Digitalisierung & Transformation

Digitale Transformation

Guidelines für den digitalen Transformationsprozess

Die digitale Transformation gehört zum Pflichtprogramm zukünftiger Unternehmensführung. Es gilt, sich im Dschungel der Anforderungen, Lösungsansätze, Technologien und Vorgehensoptionen zurechtzufinden. Die nachfolgenden Ausführungen sind der Versuch, auf dem Hintergrund eines neuen Denkmodells Klarheit in die komplexe Materie zu bringen.
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Aufgrund der Globalisierung, der zu­nehmenden Vernetzung der Wirtschaftsräume und der rasanten Entwicklung neuer Technologien ist die digitale Transformation einer der wichtigsten Trends, die den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel vorantreiben. Wir stehen erst ganz am Anfang der digitalen Transformation, die tiefgreifende ökonomische, soziale und kulturelle Veränderungen nach sich zieht und für Unternehmen und Organisationen zum strategisch existenziellen Handlungsfeld wird. 

Rasante Veränderungen

Aus unternehmerischer Sicht verschie­ben sich ganze Branchen und Märkte über alle Grenzen hinweg, was die Opportunitäten, Chancen und Gefahren exponentiell erhöht. Viele Unternehmen bewegen sich seit längerem, mehr oder weniger erfolgreich, auf dem digitalen Transformationspfad. Experten gehen davon aus, dass bis 2023 Organisationen mit digitalen Geschäftsmodellen mehr als die Hälfte des globalen BIP generieren (Statista, 2020). Schätzungen zufolge beliefen sich die weltweiten Ausgaben für die digitale Transformation im letzten Jahr auf 1300 Milliarden US-Dollar. Es scheint, als ob Unternehmer und Führungskräfte zur Erkenntnis gelangt sind, dass die Digita­lisierung Chancen für Innovationen, Wertschöpfung und Wachstum bietet, aber natürlich auch einen unberechenbaren Ri­sikofaktor für Disruption darstellt. 

Präzision der Begrifflichkeiten

Um die Entwicklung und die laufenden Auswirkungen der Megatrends zu verstehen, ist die Unterscheidung zwischen

  • der Umwandlung von analogen Do­kumenten und Grundlagen in eine digitale Form («Digitisation»), 
  • der Optimierung von Leistungsprozessen durch die Anwendung digitaler Technologien («Digitalisation») und 
  • zukunftsorientierten, kunden- und datengetriebenen Geschäftsmodellen («Digitale Transformation») 

unerlässlich. 

Digitale Geschäftsmodelle und Strategien erfordern einen Paradigmenwechsel aller Beteiligten und die Fähigkeit der Führung, in neuen Dimensionen zu denken. Im Kern der Sache geht es darum, als Teil eines wirkungsvollen Ökosystems die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit des eigenen Unternehmens nachhaltig sicherzustellen. 

Im Nebel stochern

Auf die Herausforderung «digitale Transformation» zu reagieren, ist eine anspruchsvolle unternehmerische Aufgabe. Die meisten KMU, um Grossunternehmen und Global Player für den Moment auszuschliessen, fühlen sich wie im Blindflug oder zumindest wie auf einer Seeüberquerung im dichten Nebel auf dünnem Eis. Dabei fehlt es nicht an der Erkenntnis, dass aufgrund des technologischen Fortschritts und der seismischen Verschiebungen in der Wirtschaft die Reise dringend und kritisch ist, sondern eher an einem konkreten Konzept, wie ein Unternehmen den digitalen Wandel zielführend und erfolgreich gestaltet. Für die Entwicklung eines digitalen Geschäftsmodells, die Auswahl von geeigneten Know-how- und Umsetzungspartnern, die Gestaltung einer Roadmap zur Planung, Führung und Überwachung der Aktivitäten und zur Führung des notwendigen Change-Prozesses fehlen den meisten Führungsteams die Kompetenz, die Erfahrung und die Zeit.  

Guide für Führungskräfte 

Der ultimative kritische Erfolgsfaktor, um sich in einem immer komplexeren und sich dauernd wandelnden Umfeld zurechtzufinden, besteht nicht in der Entwicklung eines datenbasierten Geschäftsmodells oder der Implementierung neuester Technologien. Der Erfolgstreiber liegt in der Fähigkeit des Führungsteams, proaktiv alle Elemente von der strategischen Ausrichtung über das kulturelle Setting, eine nutzenorientierte Customer Journey und State-of-the-Art-Technologien bis zum Datenhandling zu einem ganzheitlichem Verständnis zu entwickeln.  

Einen definierten Leitfaden oder einen allgemeingültigen Lösungsansatz für die digitale Reise gibt es nicht. Strategische Schwerpunkte, Handlungsfelder, Vorgehen und die Auswahl der Umsetzungspartner hängen stark vom Umfeld, der Branche, der Grösse sowie dem Reifegrad und der Kultur einer Organisation ab. Einzig in den Voraussetzungen, wie gut etablierte Prozesse und Führungsinstrumente auf der normativen und strategischen Ebene oder ein effektives Projektmanagement zur Lenkung der komplexen Aufgabenstellung, lassen sich Gemeinsamkeiten finden.

Die Transformationsphasen

Die Umsetzung einer digitalen Transformation kann als sechsphasiger Veränderungsprozess dargestellt werden, wobei die einzelnen Phasen nicht linear, sondern iterativ in voneinander abhängigen Zyklen schrittweise entwickelt werden. In den nachfolgenden Erläuterungen wird im Rahmen des Gesamtkontextes auf die Inhalte der einzelnen Transformationsphasen eingegangen. 

Digitale Grundlage und Befähigung

Der erste Aufschlag für eine erfolgreiche digitale Transformation ist die Schaffung der Voraussetzungen, wie beispielsweise ein gemeinsames Verständnis bezüglich der Aufgabenstellung und der Anforderungen aus dem Umfeld, eine gemeinsame Sprache und ein minimales Grundverständnis im digitalen Kontext. Die Führungskräfte und Schlüsselpersonen müssen verstehen, was den digitalen Wandel in der Branche treibt und wie und in welche Richtung sich das Unternehmen verändern muss, um die Wettbewerbsstärke durch digitale Initiativen nachhaltig sicherzustellen. Der Unternehmenszweck, die Vision und die Strategie werden überprüft und angepasst, mit dem Ziel, die Umsetzung der digitalen Transformation und die Optimierung des Kundennutzens zu unterstützen. 

Priorisierung der Erfolgsfaktoren 

Die Bewertung des Status quo bezüglich der digitalen Reife des Unternehmens, die Priorisierung der «digitalen Erfolgsfaktoren» und die «digitalen Treiber» sind ein wesentlicher Schritt im Transformationsprozess. Dies ist ein erster Klärungsschritt, um auf der Basis eines umfassenden Modells (Digital Excellence Model) die relevanten Handlungsfelder zu identifizieren. Abhängig vom Reifegrad des Unternehmens und den Zielen der obersten Führung kann es sich dabei um ein Self-Assessment oder Fremd-Assessment unter Begleitung externer Experten handeln. Damit erhalten die beteiligten Führungskräfte und Schlüsselpersonen ein ganzheitliches Bild von den miteinander ­ver­knüpften Fokusbereichen und der Vernetzung mit der Strategie und den strate­gischen Zielen und Initiativen. In dieser Phase wird der Teppich für Ausrichtung gewoben und die Frage nach dem «Wo wollen oder müssen wir hin?» beantwortet.

Geschäftsmodelle und Strategien 

Die priorisierten Handlungsfelder sowie Schlussfolgerungen und Erkenntnisse aus dem digitalen Assessment werden in iterativen Zyklen zu zukunftsorientierten Geschäftsmodellen und Strategien weiterentwickelt. Die Organisation beschäftigt sich in dieser Phase mit der Frage, «wie» sie ihre Ziele erreichen kann. Neben Kulturaspekten als Voraussetzung für einen erfolgreichen Paradigmenwechsel stehen Schwerpunktthemen wie die Rollen und Aufgaben der Führung im Sinne der Wirkung auf den Unternehmenserfolg, die Anforderungen, das Engagement und die Motivation der Mitarbeitenden, die Organisationsstrukturen und Arbeitsformen zur Umsetzung der Strategie sowie die künftigen Kompetenzen der Organisation als Ganzes.

Digitale Roadmap

Als Vorbereitung der Implementierung werden die Lücken zwischen dem bestehenden und dem neuen, datengetriebenen Geschäftsmodell ermittelt. Die Massnahmen, Projekte und Meilensteine über den gesamten Change-Prozess fliessen in eine Planung beziehungsweise digitale Roadmap ein. Sie dient als Lenkungs- und Controllinginstrument für die verschiedenen Verantwortungsbereiche sowie Hie­rarchiestufen und bildet die Vernetzung wie auch Abhängigkeiten der relevanten Aktivitäten ab. 

Implementierung

In der Realisierungsphase werden das Geschäftsmodell und die Strategien entlang der digitalen Roadmap umgesetzt. In dieser Phase werden der Implementierungsprozess sowie die laufende Entwicklung der Leistungsfähigkeit der Organisation beziehungsweise Erreichung der strategischen Ziele systematisch überwacht. In aller Regel sind, abhängig von der Grösse und Komplexität der Organisation, verschiedene Akteure, wie Know-how-, Konzept- und Umsetzungspartner, in den Prozess involviert. Dieses Faktum erschwert die Koordination der Aktivitäten sowie die Überwachung der Fortschritte und setzt ein perfekt funktionierendes Projektmanagement voraus. 

Reflexion und Optimierung 

Die letzte Phase ist der eigentliche Re­flexions- und Optimierungsprozess, der sich wie ein roter Faden durch den ge­samten Transformationsprozess zieht. Hier wird deutlich, wie einleitend erwähnt und hier am Beispiel der Iteration verdeutlicht, dass die einzelnen Phasen nicht linear, sondern in laufend wechselnden Abhängigkeiten ineinander­fliessen und sich teilweise stark überlappen. Die Reflexion basiert auf dem PDCA-Zyklus und stellt sicher, dass in allen Phasen die Pläne umgesetzt, überprüft und verbessert werden. Es ist die Grundlage einer lernenden Organisation und bedeutet, dass Erkenntnisse aus Zielüberprüfungen konsequent in die systematische Optimierung fliessen.

Den Erfolg lenken

Das «Digital Excellence Model» ist ein Management-Tool, mit dem die digitale Wettbewerbsfähigkeit und Leistung einer Organisation entwickelt, gesteuert, gemessen und mit anderen Organisationen verglichen werden können. 

Es basiert auf der Erfahrung und dem Know-how von Branchenexperten und Anwendern sowie der jahrzehntelangen Erfahrung des Swiss Exellence Forum in der Organisationsentwicklung. Das Modell berücksichtigt die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen und bildet die relevanten Themen in einem vernetzten unternehmerischen Kontext ab.

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