Es ist wohl unbestritten, dass die Digitalisierung eines der wichtigsten und umfassendsten Themen ist, mit denen Unternehmen heute konfrontiert sind, wenn nicht sogar das wichtigste. Der Begriff «Digitalisierung» oder «digitale Transformation» fasst dabei alle Entwicklungen zusammen, die auf digitalen Technologien aufbauen.
Für viele KMU ist es im Vergleich zu Grossunternehmen in der Regel schwieriger, mit den Veränderungen der Digitalisierung umzugehen. Aufgrund der oft begrenzten Ressourcenausstattung gelten für KMU im Vergleich zu Grossunternehmen andere Grenzen und Möglichkeiten.
KMU brauchen neue Lösungen
Es zeigt sich aber auch, dass es gerade die besondere Situation der KMU ist, welche diese zwingt, über neue und kreative Lösungen nachzudenken. Dies ist zwingend notwendig, denn digitale Geschäftsoptionen ermöglichen es neuen Wettbewerbern wie zum Beispiel Start-ups oder Unternehmen aus anderen Branchen, auf eine neue Art und Weise in etablierte Branchen zu dringen. Ein Beispiel ist die Plattform Hausheld.ch, bei der es um die Digitalisierung im Handwerk geht. Ein smarter Algorithmus hilft dabei, zwischen Angebot und Nachfrage zu vermitteln. Für Kunden geht es um die Frage, wie sie den passenden Handwerksbetrieb für ihr konkretes Vorhaben rund ums Haus finden. Für Handwerker geht es darum, wie sie solche Aufträge gewinnen können, die zu ihren Kompetenzen und zu ihrer technischen Ausstattung passen. Das Unternehmen wurde 2016 gegründet und zählt mit 20 Beschäftigten mittlerweile zu den führenden Renovationsportalen in der Schweiz: Über 20 000 Projekte wurden seitdem vermittelt und mehr als 200 Millionen CHF Umsatz generiert. «Traditionelle» Fragen werden also mit neuen Mitteln und digitalen Lösungen beantwortet.
Digitale Geschäftskonzepte
Vor diesem Hintergrund stellt sich heute nicht mehr die Frage, ob KMU «digital» werden sollen oder nicht. Denn wir gehen zum aktuellen Zeitpunkt davon aus, dass alle Unternehmenstypen, -grössen und Branchen von der Digitalisierung betroffen sind. Die Studie «KMU-Spiegel 2019» beleuchtet das Thema «Digitalisierung» anhand von ausgesuchten Fallstudien aus verschiedenen Branchen. Es soll aufgezeigt werden, welche digitalen Projekte die Unternehmen verfolgen, welchen Chancen und Risiken sie dabei begegnen und welche Lösungsansätze entwickelt wurden (siehe Kasten).
Neue digitale Technologien wie das Internet der Dinge, Robotik oder künstliche Intelligenz eröffnen Unternehmen viele neue Möglichkeiten. Sie können zum Beispiel über den Online-Vertriebskanal neue Kundengruppen erreichen, ihre Produkte mit zusätzlichen digitalen Services ergänzen oder die unternehmensinternen Prozesse effizienter gestalten. Die Digitalisierung spielt weiterhin eine prägende Rolle. Insbesondere der Kundenkontakt muss heute zielführend, effizient, aber dennoch individuell gestaltet werden. Die Nutzung neuer Technologien kann dazu beitragen, Prozessabläufe in der Interaktion mit den Kunden zu optimieren und so einen Mehrwert für den Kunden, aber auch das eigene Unternehmen zu generieren.
Praxisbeispiel Ergoswiss
Ein Beispiel ist das Unternehmen Ergoswiss aus Widnau im Kanton St. Gallen, das stellvertretend für viele produzierende Schweizer KMU stehen könnte.Ergoswiss ist als Hersteller von Hydraulik- und Spindelhubsystemen für höhenverstellbare Industriearbeitsplätze in diesem spezifischen Markt sehr erfolgreich und im Hydraulikbereich sogar Marktführer. Über digitale Marketingkanäle können Kunden für die eigenen Nischenprodukte sehr gut erreicht werden. Neben dem persönlichen Verkauf erfolgt der Vertrieb über die digitalen Kanäle Webshop und Online-Konfigurator.