Der Mittelstand ist integrativer Bestandteil der Digitalisierung und muss strukturelle Überlegungen zur eigenen Strategie und zum Geschäftsmodell anstellen. Es sind Antworten darauf zu finden, inwieweit die Digitalisierung umzusetzen ist, welche Chancen sich daraus in der Wertschöpfung, in der Kommunikation und in der Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten ergeben. Schlussendlich geht es darum, das Unternehmen langfristig überlebensfähig zu erhalten.
Bauchgefühl muss stimmen
Erfahrungsgemäss gehören Innovation und Tradition zum Verständnis mittelständischer Unternehmen. In manchen Bereichen steht man Trends und technologischen Entwicklungen mit einiger Zurückhaltung gegenüber. Mit diesem unternehmerischen Bauchgefühl liegt man häufig richtig, im Kontext der Digitalisierung ist aber der anspruchsvolle Spagat zu finden zwischen chancenreicher Innovation und erforderlicher Tradition.
Der Mittelstand ist gegenüber Grossunternehmen gerade hier oft im Vorteil, weil Entscheidungen schneller und flexibler fallen. Eine zentrale Bedeutung kommt der Frage zu, welche Trends reine Modeerscheinungen sind und welche Trends zu berücksichtigen sind, da sie einen konkreten Beitrag zu Verbesserung des Wertschöpfungsbeitrages leisten oder sogar zu einer Bedrohung des momentanen Geschäftsmodelles werden können. Die Digitalisierung wird als Megatrend wahrgenommen, darum sollte sich auch der Mittelstand mit der Entwicklung, mit deren Chancen und Risiken beschäftigen. Untersuchungen zeigen, dass ein grundsätzliches Problembewusstsein vorhanden ist, dass aber im Detail kaum Vorstellungen zur Digitalisierung vorhanden sind.
Spannungsfelder
Im Kern tangiert die Digitalisierung die Leistungsprozesse in den Unternehmen. Nicht alle Aktivitäten in der Wertschöpfungskette sind aber im gleichen Umfang betroffen. Nicht für alle Funktionsbereiche wird durch die Digitalisierung eine Steigerung in der Wertschöpfung mit gleicher Relevanz erzielbar sein.
In der Betrachtung rückt die Informationstechnologie im Vergleich zur Produktion in den Vordergrund. Die Überlegungen gehen der Frage nach, wie digitale Techniken Geschäftsprozesse, Kundenbeziehungen und Angebote unterstützen und ausbauen können. Damit werden Unternehmen zukünftig vermehrt digitale Wertschöpfungsketten betreiben, welche eventuell durch materielle Güter und Produktkomponenten ergänzt werden und nicht umgekehrt.
Nicht die Liebe zum Produkt, sondern der Kundenwunsch ist das Primat der Gegenwart und noch mehr der Zukunft. Das Geschäftsmodell muss in konsequenter Weise dem vorhandenen Kundenbedarf folgen und nicht um einzelne Produkte herum organisiert sein. Das Wissen um die genauen Wünsche der Kunden ist essenziell, um die Kunden besser zu verstehen und gemeinsam Produkte zu entwickeln, welche neues Wachstum erzeugen.
Teil der Gesamtstrategie
Digitale Strategien zielen häufig auf die Entwicklung von digitalen Geschäftsmodellen, um das Potenzial digitaler Markt- und Kundenzugänge zu erschliessen. Erforderlich dazu ist die Verzahnung von Geschäfts- und IT-Strategie. Kleine und mittelgrosse Unternehmen sind meistens Teil von unternehmensübergreifenden Wertschöpfungsketten. Eine der Qualitäten liegt in der engen Verzahnung der eigenen Leistungserbringung mit derer der Lieferanten sowie mit den Absatzmärkten beziehungsweise den Kunden.
Welche Aktivitäten sind primäre, wertgenerierende und welche sind eher unterstützende Aktivitäten im Unternehmen? An welchen Stellen bestehen Schnittstellen, die aktiv gesteuert werden müssen? Hier lohnt sich die genaue sowie detaillierte Betrachtung der Schnittstellen zu Lieferanten (Einkauf) und Kunden (Marketing / Vertrieb). Die Praxis zeigt, dass mit dem Einsatz von digitalen Lösungen enormes Potenzial in den Prozesskosten und in der Steigerung des Kundennutzens ausgeschöpft werden kann.
Informations- und Kommunikationstechniken sollten daher nicht als rein unterstützende Elemente der Unternehmensstrategie betrachtet werden, sondern in die Strategieplanung und -umsetzung integriert sein. Dazu braucht es eine gegenseitige Abstimmung zwischen der IT- und der Unternehmensstrategie. Die IT- Strategie soll dabei die Unternehmensstrategie ermöglichen bzw. unterstützen.