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Automobilzulieferer

Wie wird ein Unternehmen eigentlich Weltmeister?

Der internationale Automobilzulieferer Continental hat SFS intec aus Heerbrugg zum «Automotive Supplier of the Year» gekürt. Wer Spitzenleistungen erzielt, hat diese in aller Regel minutiös geplant. Was also steckt hinter dem «Trainingsprogramm» eines «Best Supplier of the World»? Und was kann man daraus lernen?
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Die Automotive Group des internationalen Automobilzulieferers Continental hat am 4. Juli 2012 die weltbesten Lieferanten in 14 Produktekategorien mit dem Automotive «Supplier of the Year 2011» Award ausgezeichnet. Verliehen wurden Awards in fünf Materialgebieten. Im Segment Mechanik wurde SFS intec für seine Umformteile ausgezeichnet. Um die diesjährigen Preisträger zu ermitteln, analysierte Continental die Leistungen ihrer wichtigsten Lieferanten und bewertete die Daten in den Kategorien Qualität, Technologie, Logistik sowie Kosten und Einkaufskonditionen.

Mit dem Preis würdigt Continental jährlich herausragende Leistungen seiner fast 1000 strategischen Zulieferer. Dr. Elmar Degenhart, Vorstandsvorsitzender von Continental, unterstrich bei der Award-Verleihung in Berlin den Stellenwert der Zulieferer für sein Unternehmen so: «Angesichts der eng verzahnten Prozesse in der Automobilproduktion ist der wirtschaftliche Erfolg von Continental nicht denkbar ohne Partner, die sich seit Langem durch grosse Innovationskraft, hohe Produktqualität und eine unbedingte Liefertreue auszeichnen».

Was den Ausschlag für die oberste Podest-Treppe gab, sind gemäss Alfred Schneider, bei SFS Bereichsleiter für das Automobilgeschäft, vor allem drei Gründe:

› Hohe Technologiekompetenz: Kaltumformen,Zerspannen, Wär-mebehandlung, Oberflächenbehandlung: Alfred Schneider präzisiert: «Das sind unsere Technologien. Hinzu kommen sogenannte 100-Prozent-Merkmalsprüfungen. In diesen Feldern nehmen wir wirklich eine führende Stellung ein, denn wir wagen uns bei den Kundenlösungen an die Grenzen des Möglichen heran. ‹Wenn es SFS nicht kann, dann kann es keiner›, sagt man oft in der Branche.»

› Ausgeprägtes Engagement in der Mitentwicklung von Kundenlösungen: Mit Continental arbeitet das Unternehmen an Neuentwicklungen, um multifunktionale Bauteile wirtschaftlich herstellen zu können. Gegenseitiges Vertrauen begründet ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Kunde und Lieferant. Die vertrauensvolle Übernahme von Risiken in der Mit­entwicklung wird meist mit langjähriger Loyalität honoriert.

› Grosses Engagement bei der Lokalisierung in der Triade (Europa, Nordamerika, Asien). In der Autoindustrie ist das ein sehr wichtiges Thema. Wurde vor Jahren noch mehrheitlich in Europa produziert und danach exportiert, so erfolgt die Produktion mehr und mehr vor Ort. Die Pro­duzenten ziehen dabei ihre Lieferanten mit. «Continental schätzt es», so Schneider, «dass wir für das Unternehmen verstärkt in den entsprechenden Märkten produzieren.»

Langjähriger Formaufbau

Zurückzuführen ist die Leistung gemäss Schneider «einerseits auf Eigenschaften, die sich im Laufe der Zeit im Unternehmen herausgebildet haben. Unsere Geschäftsphilosophie beruht auf den fünf Eckpfeilern wissen, verstehen, kreieren, bewegen und vertrauen. Darauf gründet unsere Mission. Konsequent angewendet, resultieren daraus langjährige Geschäftsbeziehungen, in denen man sich nicht nur gegenseitig vertraut, sondern sich auch Spitzenleistungen zutraut. Dem ist auch bei Continental so.»

Andererseits sind es konkrete strategische Ausrichtungen, welche dafür die Leitplanken setzen. Im Vordergrund stehen vor allem:

› Fokussierung und Spezialisierung auf bestimmte Anwendungssegmente: Schneider erläutert: «Dadurch werden wir zu Spezialisten. Auch im Automotive-Sektor haben wir einen klaren Fokus. Und wegen der Mitentwicklung in den einzelnen Projekten ergibt sich ein grosses Anwendungs-Know-how.»

› Konsequente Orientierung an den Kundenbedürfnissen. Alfred Schneider dazu: «Wir wissen, was die Anwender wollen, und wir bringen die Lösungsvorschläge dazu ein. Schon sehr früh haben wir uns kundenorientiert mit Key-Account-Teams strukturiert. Die Teams sind interdisziplinär aufgestellt. Ein solches Team bearbeitet zum Beispiel ausschliesslich Continental. So sind wir direkt am Puls der Bedürfnisse.»

› Wille zur stetigen Verbesserung. Das prägt nicht nur die technische Seite, sondern auch die Verkaufsfront. Diese Haltung ist aus der SFS-Unternehmenskultur heraus entstanden.

› Hohe Investitionsbereitschaft. SFS investiert erhebliche Mittel in Mitarbeitende, Prozesse, Zukunftsprojekte u.a.m. Das interne Weiterbildungsprogramm etwa fördert gezielt. «Und für Key-Account-Kunden sind wir sogar bereit, bei Entwicklungen mit Konzeptstudien in Vorleistung zu gehen», hebt Alfred Schneider hervor.

› Langfristiges Denken und Handeln: SFS ist eine Aktiengesellschaft. Hauptaktionäre sind die zwei Gründerfamilien mit einem Anteil von ca. 80 Prozent. Der Rest ist in Mitarbeiterbesitz. Das familiengeprägte Unternehmertum sichert langfristige Bindungen und daraus entsteht Loyalität – bei Kunden, Lieferanten und Mitarbeitenden. SFS baut auf Kontinuität in Qualität und Innovation.

Das Unternehmen gehört zu den Vorreitern des Qualitäts- und Systemmanagements in der Schweiz. Bereits 1984 erlangte SFS das SQS-Zertifikat nach ISO 900l. Danach folgten ISO 14001 (Umwelt, 1996), ISO 17025 (Prüflabor, 1998), ISO/TS 16949 (Automotive Industry, 2003). Die verschiedenen Zertifikate zeigen die branchenspezifischen Anforderungen, die erfüllt werden müssen. Die Zertifikate sind heute quasi die Eintrittsmarke in eine bestimmte Branche. Unternehmensbezogen ist der Fokus aller Normen, speziell im Automobilbereich, auf Effizienz und Effektivität gerichtet. Johannes Ammann, bei SFS Leiter Qualitätsmanagement: «Das spiegelt sich direkt in den Zielsetzungen des Unternehmens, zum Beispiel null Fehler, Kundenzufriedenheit, Produktionsstrategie und Standardisierung von Prozessen. Die ständige Verbesserung ist unser Treiber.»

«Auch für uns gilt: Wir sind nur so gut, wie es unsere eigenen Lieferanten sind», betont Ammann. «Wir arbeiten selber mit top Lieferanten zusammen. Auch wir fordern die Zertifikate ein und unterstützen die Performance der Lieferanten bis zu jenem Level, den wir haben möchten. Beispiel: Unser LEAN-Projekt haben wir auch auf unsere Lieferanten ausgerollt. Die Verknüpfung mit den Lieferanten ist in der Tat sehr eng. Am andern Ende – auf der Kundenseite – haben wir beispielsweise den eigenen SFS-KANBAN-Kreislauf bei einem grossen Kunden eingeführt. Dadurch entsteht eine gegenseitige Durchgängigkeit des Anspruchsniveaus. Wir sind überzeugt: Das SFS-Qualitätsmanagement unterstützt wirksam beim Finden der Balance in der Wettbewerbsfähigkeit. Unsere Kunden wie auch die externen Auditoren der SQS attestieren uns ein ausgezeichnetes Umsetzen dieses Anspruchs.» «