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Praxisbeispiel Event-Marketing

Wie ein Grossanlass geplant und organisiert wird

Das Festival La Perla – hinter dem drei eigene Mitarbeitende und sechs Mandatsträger stehen – präsentiert einen Grossanlass am Pfäffikersee ZH. Ein erfolgreicher Event ist jedoch kein Zufallsprodukt. Von der Bewilligung über die Location, die Finanzierung, die Vermarktung bis hin zur Risikoabsicherung und der künstlerischen Seite will alles bedacht sein.
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In diesem Artikel wird der Frage nachgegangen, wie ein Start-up sieben Grossveranstaltungen mit total 27 000 Zuschauern veranstalten kann, an welche Punkte dabei besonders gedacht werden muss und welche Risiken und Herausforderungen es gibt.

1. Die Location

«Die Idee für eine Open-Air-Oper in der Deutschschweiz hatte ich schon vor vielen Jahren, da es so eine Veranstaltung noch nicht gab», erklärt George Egloff, Inhaber und Geschäftsführer von Festival La Perla AG. Doch erst als er nicht mehr CEO von Ticketcorner war, hatte er Zeit, sich intensiver mit der Suche nach der passenden Location zu beschäftigen. «Am liebsten wäre uns natürlich eine Bühne direkt am Zürichsee gewesen», beschreibt der Unternehmer die Anfänge des Projekts. Doch weder eine genug gros­se Wiese direkt am See noch eine, auf der es genug still war, konnte gefunden werden. «Da die Oper ohne Verstärkung inszeniert wird, mussten wir zwingend auf Strassenlärm verzichten.» So bestimmte Egloff während eines Mittagessens mit dem künstlerischen Leiter Sergio Fontana, mit dem er gemeinsam am Projekt arbeitet, den Pfäffikersee als die passende Location.

2. Die Bewilligung

Mit einem soliden Businessplan inklusive Finanzierungsstrategie reichte das neu gegründete Festival La Perla im Frühjahr 2011 das Gesuch für die Bewilligung bei der Gemeinde Pfäffikon ein. «Zwar wurde das Gesuch in der ersten Runde abgelehnt, aber in einem zweiten Anlauf zu unserer Freude dann doch bewilligt», sagt George Egloff. Ein sicherlich hilfreicher Faktor waren diverse Massnahmen zum Schutz der Natur, die umgesetzt werden sollen. So ist die Anreise mit dem ÖV im ganzen Kanton Zürich im Ticketpreis inbegriffen; beim Auf- und Abbau werden die Wiesen mit einem Schutzteppich ausgestattet, um die Belastung so gering wie möglich zu halten; vor Ort wird mit einem Depot auf Gläser gearbeitet, um keine Verschmutzung zu verursachen; allfälliger Abfall wird bei Keller Recycling AG in Hinwil entsorgt, die für ihr Entsorgungskonzept gerade erst den ZKB-Nachhaltigkeitspreis für Kleinunternehmen erhalten hat. «All dies sind Massnahmen, die wir uns selber auferlegt haben, um ein Festival im Einklang mit der Natur und der Umwelt durchführen zu können.»

3. Das Start-up dahinter

Das Start-up Festival La Perla beschäftigt aktuell drei Personen, arbeitet für die Umsetzung jedoch im OK mit sechs externen Fachkräften zusammen. «Uns war wichtig, dass wir nicht einen grossen Personal-Stab aufbauen, sondern Experten dazu holen, die uns in ihrem Bereich unterstützen», erklärt Egloff. So konnte beispielsweise Mark Brunner von People Mind für die Sponsoring-Akquisition gewonnen werden, Daniel Rossi von Securitas für die Sicherheit, Nathalie Blumer von FBM Communications für die Medienarbeit, Manuel Bosshard für die Gastronomie und Infrastruktur sowie Florian Högger, der an der Zürcher Hochschule Verkehrssysteme studiert, für den Bereich Verkehr.

4. Finanzierung

Wenn über 200 Solisten, Musiker, Sänger und Statisten in einer beeindruckenden Naturkulisse die Oper Aida von Giuseppe Verdi inszenieren, muss auch die Finanzierung gut aufgebaut sein. «Mit Freddy Burger Management haben wir einen erfahrenen Eventorganisator an der Seite, der uns mit seinem Know-how unterstützt und dank dem wir auf wertvolle Synergien in der Vermarktung zurückgreifen können», sagt Egloff. Sehr erfreulich sei, dass der Kanton Zürich dem Festival eine Unterstützung in der Höhe von 50 000 CHF zugesprochen habe. Daneben setzt das Festival auf zahlreiche Sponsoren wie Schroders Private Banking als Hauptsponsor und den Hotelpartner Hotel Swiss Star aus Wetzikon. Bewusst wurden auch Partnerschaften mit lokalen Unternehmen eingegangen wie Schellenberg Druck oder Zweifel Weine. «Dies zeigt, dass die Veranstaltung auch auf Seite des Gewerbes getragen wird», erklärt der Sponsoringverantwortliche Mark Brunner. Ein weiterer Pfeiler der Finanzierung stellen die Medienpartnerschaften dar. Schweizweite Medien wie der Tages-Anzeiger, Schweizer Familie, Die Schweiz am Sonntag, Radio SRF 1, aber auch lokale wie der Zürcher Oberländer, PfäffikerIn oder Tele Top unterstützen das Festival. «Die Vereinbarungen ermöglichen uns günstigere Tarife für Werbeplattformen, welche wir uns nicht hätten leisten können», führt Luca Laezza, Marketingverantwortlicher des Festivals, aus. Und ergänzt: «Sponsoren wie auch Medienpartner sind im Gegenzug mit ihrem Logo bei der Bewerbung im Vorfeld präsent. Und das in den verschiedenen Werbemitteln wie Plakate, Flyer, Inserate und TV-Spots. An der Veranstaltung selber sind Unternehmen und Medien auf dem Festivalgelände ebenfalls in einem stilvollen und hochwertigen Auftritt sichtbar.»

5. Vermarktung

Eine neue Veranstaltung wie dieses Festival beginnt hinsichtlich der Vermarktung bei null. Zuerst musste die Marke Festival La Perla aufgebaut werden, beginnend mit der Gestaltung eines Logos und eines Corporate Designs. «Das Logo des Festivals sollte eigenständig sein und als Unterbrand die Oper im Key Visual jeweils integriert», so Laezza zu den Ansprüchen an das Design. Dies war die Basis für den Beginn der Marketingarbeit. Wissen rund um den Event musste vermittelt und schliesslich sollten potenzielle Besucher zum Ticketkauf angeregt werden. «So haben wir bei der ersten Marketingkampagne im Frühjahr 2012 bewusst auf eine Plakat- und Inseratewelle gesetzt», erklärt Laezza. Zu dieser Zeit war die Oper Aida – eine der bekannteren und erfolgversprechenderen Opern – sehr im Zentrum. «Nach und nach haben wir dem Brand Festival La Perla mehr Gewicht verliehen, was durch die grös-sere Präsenz auf den Plakaten und Inseraten ersichtlich ist.» Hinzugekommen sind TV-Spots, Tramkleber und weitere Massnahmen. Sie setzen so auf eine enorme Bandbreite, um potenzielle Ticketkäufer auf so vielen Kanälen wie möglich zu erreichen.

6. Die Organisation vor Ort

Sind die Tickets erst einmal verkauft, muss vor Ort an den Veranstaltungen alles reibungslos ablaufen. «Wir sind gemeinsam mit unserem Organisationskomitee seit mehr als eineinhalb Jahren an der intensiven Vorbereitung, in allen Bereichen», sagt George Egloff. Beispielsweise sei der Verkehr ein grosses Thema. Im Ticketpreis inbegriffen ist die Anreise mit dem ÖV im Kanton Zürich. Bei allabendlich knapp 4000 Zuschauern sind Zusatzzüge und -busse nötig, die eine Heimkehr in die grössten Deutschschweizer Städte garantieren. «Die SBB stellt kurz nach Ende jeder Veranstaltung einen Zusatzzug, der die Gäste pünktlich nach Zürich bringt, damit sie die Fernverkehrsanschlüsse erreichen», beschreibt Florian Högger das ÖV-Konzept. Busse in die umliegenden Gemeinden seien auch bereits geordert. Daneben muss das Festival auch auf mögliche Besucher mit Auto vorbereitet sein. «Auch wenn unser Ziel ist, dass 80 Prozent der Zuschauer mit dem ÖV anreisen, dürfen wir nichts dem Zufall überlassen.» So konnten in der näheren Umgebung mehrere Plätze und eine grosse Wiese von einem Bauern gemietet werden. Damit auch bei reg­nerischem Wetter die Autos nicht im Schlamm versinken, werde mit Bodenplatten gearbeitet, die ein sicheres Parkieren ermöglichen.

Angekommen auf dem Gelände, sollen die Besucher auf der Piazza Verdi in eine andere Welt eintauchen. Neun verschiedene Stände – alle in einheitlichem Look des Festivals – bieten Spezialitäten aus der Emilia-Romagna an, der Region, in der Giuseppe Verdi einst lebte. «Klar fehlt auch eine gute Bratwurst mit Bürli nicht», führt Manuel Bosshard aus, der unter anderem für die Gastronomie zuständig ist, «dies gehört einfach zu einem Festival in der Schweiz». Dabei wird bewusst mit lokalen Anbietern gearbeitet, um das Gewerbe miteinzubeziehen. So werden lokale Metzgereien, Biobetriebe oder Gastronomen mit eigenen Food-Ständen am Festival dabei sein.

«Das Festival La Perla steht für hochstehende Veranstaltungen – durch und durch», so George Egloff. Dazu gehört seiner Meinung nach auch, dass nicht die bekannten blauen WC-Hüsli vor Ort zu finden sein werden. «Wir setzen auf hochwertige WC-Anlagen mit fliessendem Wasser und Komfort.»

7. Herausforderungen und Risiken

Bevor die WC-Anlagen aber in Gebrauch kommen, muss das neue Festival weitere Herausforderungen im Vorfeld meistern und die grössten Risiken minimieren. «Eine Herausforderung war die Bekanntmachung des Festivals bei der Zielgruppe», führt Luca Laezza aus. Diese Hürde habe bereits erfolgreich gemeistert werden können mittels verschiedenen Marketingmassnahmen. Daneben sei eine weitere Herausforderung der Umgang mit einer kleinen Gruppe Anwohnern, die sich gegen das Festival ausgesprochen habe. «Wir haben den Kontakt aktiv gesucht und unter anderem alle betroffenen Anwohner zur Generalprobe am 7. August eingeladen», beschreibt George Egloff die grosszügige und erfolgreiche Massnahme, denn von 800 eingeladenen Anwohnern haben 600 zugesagt.

«Der grösste Feind des Festivals ist auf jeden Fall das Wetter, spielen wir doch unter freiem Himmel», weiss George Egloff. Bei Regen könne die Oper von Giuseppe Verdi nicht aufgeführt werden. Doch auch dafür hat sich das Festival abgesichert: mit einer kostspieligen Ausfallversicherung. An jedem Aufführungstag wird bis 16.00 Uhr von Meteo Schweiz ein möglichst genauer Forecast getätigt und entschieden, ob die Oper am Abend aufgeführt wer­den kann. «Die Zuschauer werden anschlies­send online sowie über eine Info-Hotline informiert.» Auch auswärtige Besucher hätten dann noch die Möglichkeit, sich bei einer Absage nicht auf den Weg zu machen. Der Ticketpreis wird dank der Versicherung zurückerstattet, wenn auch am Verschiebungs­datum nicht gespielt werden kann.

8. Die künstlerische Seite

Neben all den organisatorischen Elementen darf natürlich auch die künstlerische Seite nicht in Vergessenheit geraten. Hier arbeitet das Festival La Perla mit Sergio Fontana zusammen, Gründer und ehemaliger Direktor vom Opernfestival Avenches. «Er blickt auf jahrzehntelange Erfahrung zurück und hat schon diverse Opernfestivals durchgeführt», beschreibt George Egloff den künstlerischen Leiter. Dank seinen Kontakten hätten beispielsweise auch die bekannte Schweizer Solistin Noëmi Nadelmann oder das Balletto di Milano verpflichtet werden können. «Sergio Fontana ist unsere Person in Sachen Qualitätssicherung der Operninszenierung an sich», erklärt Egloff, «er ist sehr streng und arbeitet an allen Teilaspekten aktiv mit, korrigiert, gibt Tipps und überwacht alles mit Argusaugen.»«