Die Shoppingcenterdichte in der Schweiz nimmt zwar verlangsamt, aber immer noch stetig zu. Parallel dazu finden eine rasch wachsende, nach Auffassung des Autors unterschätzte, Marktdurchdringung des E-Commerce und ein boomender Einkaufstourismus im angrenzenden Ausland statt, was mittelfristig mit neuen Centern in Grenznähe zur Schweiz befeuert werden dürfte. Je stärker sich der Angebotsüberhang (Waren- / Dienstleistungsangebot und Verkaufsflächenangebot) akzentuiert, umso mehr rückt der Druck auf die Etablierung einer aktiven, strategischen Führung in den Brennpunkt. Dies gilt besonders für Shoppingcenter, welche im Einzugsgebiet keine
dominierende Position halten.
Ganzheitliche Planung nötig
In der Praxis stellen wir fest, dass anstelle einer konsistenten Gesamtstrategie oftmals eine «gewachsene Strategie aus vielen Einzelentscheidungen» umgesetzt wird. Weder die aktuelle Marktposition noch die Ziel-Marktpositionierung werden dabei unmissverständlich definiert. Fehlt eine systematische, ganzheitliche Planung, muss die strategische Steuerung des Shoppingcenters im rauen Marktumfeld ohne zielgerichtete Navigation auskommen. Das Risiko, damit in Schieflage und in den Turnaroundmodus zu geraten, ist gross. Was während der letzten Jahrzehnte gelang, nämlich viele Shoppingcenter mit uniformem Mieter- und Branchenmix, nicht näher bestimmten Kunden-Zielgruppen und einem nur vage definierten Einzugsgebiet auf Kurs zu halten, ist heute und in Zukunft undenkbar. Auch wenn es schwierig ist, zum Beispiel die Wirkung von E-Commerce auf den stationären Detailhandel oder die Entwicklungen des Einkaufstourismus längerfristig verlässlich zu prognostizieren, wäre es fatal, deswegen auf eine seriöse strategische Planung zu verzichten.
Auf strategisches Management zu verzichten, weil die organisatorische Einbindung (temporär oder permanent) nicht in jedem Fall auf der Hand liegt oder das klassische Verwaltungsmandat tangieren könnte, ist vor dem Hintergrund der bekannten Entwicklungen nicht ratsam. Denn wegweisende Entscheidungen stehen ohnehin an. Und unbestreitbar ist, dass eine umfassende strategische Ausrichtung des Shoppingcenters oder Geschäftshauses der Schlüsselfaktor für den nachhaltigen Erfolg darstellt.
Das übergeordnete Ziel liegt darin, die Existenz des Shoppingcenters langfristig zu sichern, die Performance der Immobilienanlage zu entwickeln und dauerhaft einen angemessenen Cashflow zu erzielen. Die strategische Führung muss dabei die Interessen von Investoren und Eigentümer sowie Centerkunden und Mieter unter einen Hut bringen.
Dreiteiliger Führungsprozess
Hilfreich ist es, die Aufgabe des Shoppingcenter-Managements als strategisch-operativen Führungsprozess aufzufassen. Er gliedert sich in die drei Teilbereiche:
- Strategie und strategische Planung
- Umsetzung von Strategie, Konzepten und Plänen
- Strategisches Controlling und Frühwarnung
Weder die einzelnen Aufgaben dieser drei Bereiche noch die Aufgaben zwischen dem strategischen und operativen Management des Shoppingcenters können zeitlich präzise voneinander abgegrenzt werden. Deshalb hat die organisatorische Eingliederung der strategischen Führung darauf Rücksicht zu nehmen. Sie hängt im Wesentlichen auch von der Grösse des Shoppingcenters, vom Professionalitätsgrad der Verwaltung sowie von der Eigentümerschaft (Institutionelle / Private) ab.
Strategie und strategische Planung
Der langfristige Erfolg für ein Shoppingcenter setzt voraus, dass es gelingt, eine attraktive Marktposition im definierten Einzugsgebiet zu schaffen. Die Marketingstrategie muss sowohl Zielgruppen als auch wirksame Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz bestimmen. Solche Vorteile sind die strategischen Erfolgspotenziale, die im Rahmen konkreter Massnahmen auf- oder ausgebaut werden können. Die Ausgestaltung solcher Erfolgspotenziale bestimmen dann auch die Bereitstellung der erforderlichen finanziellen Mittel (zum Beispiel für bauliche Eingriffe ins architektonische Layout, Werbe- und Promotionsmassnahmen sowie die Organisation und Ausgestaltung des operativen Centermanagements).
In anderen Worten: Wettbewerbsvorteile und eine nachhaltige Performance lassen sich eben nur mit dem sorgfältig umgesetzten Strategien erzielen. Deshalb lehrt die Praxis, bereits während der Strategieentwicklung auf die Umsetzung zu fokussieren. Die Abbildung zeigt den Motor des Shoppingcenters, dargestellt mit einem vereinfachten Netzwerk, fokussiert auf interagierende, positive Wirkungsmechanismen der vom Management beeinflussbaren Schlüsselfaktoren. Idealerweise wird die Funktionsweise dieses Motors von allen Mitarbeitenden auf der strategischen und operativen Ebene verstanden und verinnerlicht sein.