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Marktspiegel

Schweizer KMU bleiben trotz neuer Risiken optimistisch

Schweizer KMU erwarten in den nächsten Jahren grössere Veränderungen. Als Haupttreiber nennen sie den technologischen Wandel und die veränderten Kundenbedürfnisse. Eine Studie zeigt, welche Chancen und Risiken diese Veränderungen für Unternehmen mit sich tragen.
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Mit welchen Veränderungen, Chancen und Risiken haben Unternehmen in den nächsten Jahren zu rechnen? Mit diesen Fragestellungen hat sich die Studie «KMU-Spiegel 2018» beschäftigt (siehe auch Box «Der KMU-Spiegel»). Dieser Beitrag zeigt einige der Ergebnisse.

Mehr Chancen als Risiken

Innerhalb der nächsten zehn Jahre erwarten über zwei Drittel der befragten Unternehmen starke bis sehr starke Veränderungen. Allerdings überwiegt fast in allen Branchen der Optimismus. Insgesamt sehen über die Hälfte der Umfrageteilnehmenden eher die Chancen, während für rund 20 Prozent eher die Risiken im Mittelpunkt stehen (siehe Abbildung 1).

Vor allem Unternehmen aus der IKT-Branche und dem Dienstleistungssektor zeichnen sich durch überdurchschnittlich positive Erwartungen an die zukünftigen Entwicklungen aus. Positiv hervorzuheben ist hierbei sicherlich die Situation der befragten KMU aus dem produzierenden Gewerbe, denn diese hat sich spürbar verbessert. Während in den letzten Jahren die Währungssituation mit dem starken Franken sowie die im internationalen Vergleich hohen Standortkosten in der Schweiz stark die Diskussion in der Branche bestimmt haben, können aktuell vermehrt wieder positive Signale wahrgenommen werden, wie gute Auftragsbestände und leichte Wachstumsimpulse. Zuversicht mit Vorsicht lautet die Devise, denn einige Branchenexperten warnen bereits vor allzu grossem Optimismus. Schliesslich könnte sich der Frankenschock jederzeit wiederholen.

Weniger optimistisch zeigen sich vor allem Unternehmen aus der Landwirtschaft. Das Marktumfeld ist im Branchenvergleich zwar von geringeren Schwankungen geprägt, jedoch gibt es nur wenig Potenzial für ein nachhaltiges Marktwachstum. Vor allem über eine abnehmende Gewinnmarge sorgen sich über die Hälfte der Umfrageteilnehmer aus der Schweizer Landwirtschaft.

Die zentralen Treiber

Impulse für Veränderungen können einerseits aus dem internen Umfeld kommen, beispielsweise ein Führungswechsel im Managementteam. Andererseits sind es oftmals Entwicklungen im Unternehmensumfeld, die massgeblich zu Veränderungen führen. Die Studienergebnisse zeigen, dass für jeweils mehr als die Hälfte der befragten KMU der techno­logische Wandel und die Veränderung der Kundenbedürfnisse zu den wichtigsten Treibern für Veränderungen zählen (siehe Abbildung 2).

Der technologische Wandel umfasst Entwicklungen wie die Digitalisierung oder Automatisierung. Er erhöht die Produktivität, kann aber auch neue Produkte und Dienstleistungen ermöglichen. Einige Eckpunkte:

  • Für die Unternehmen aus der dynamischen IKT-Branche ist dieser Punkt von besonderer Bedeutung, aber auch Dienstleister und produzierende Unternehmen sehen hierin einen zentralen Einflussfaktor.
  • Während Dienstleister wie Rechtsanwälte oder Treuhänder von einer zu­nehmenden Automatisierung betroffen sind, stehen produzierende Unternehmen permanent unter einem extrem hohen Effizienzdruck und müssen gleichzeitig der internationalen Konkurrenz immer einen Schritt voraus sein.
  • Die Veränderung der Kundenbedürfnisse trifft KMU aus dem Gastgewerbe im Branchenvergleich am stärksten. Die Nachfrageunsicherheit nimmt tendenziell zu, gleichzeitig wird es immer schwieriger, Kunden langfristig an sich zu binden.

Neue Risiken richtig abwägen

Grosse Veränderungen bedeuten neben Chancen und Risiken auch Unsicher­heiten. Es ist darum wichtig, dass Unternehmen ihre Risiken kennen und ihre Risikosituation regelmässig überprüfen. Neuartige Risiken verdienen eine besondere Beachtung. Nur so können Unternehmen mögliches Gefahrenpotenzial richtig abschätzen und geeignete Massnahmen treffen – von Präventionsmassnahmen bis zur Abdeckung der Risiken durch eine Versicherung. Neben offensichtlichen physischen Risiken, zum Beispiel Beschädigung eines Gebäudes durch Feuer, bestehen weniger offensichtliche Risiken im Bereich der Datensicherheit, der Wertschöpfungskette oder der Haftpflichtansprüche. Unternehmen müssen beide Risikokategorien aktiv bearbeiten, da weniger offensichtliche Risiken den Fortbestand von Unternehmen bedrohen können.

Thema Cyberattacken

Die Risiken der Datensicherheit können Unternehmen bereits mit wenigen Schritten vermindern, wie zum Beispiel die Auswahl eines IT-Verantwortlichen und die Sensibilisierung und Schulung von Mitarbeitenden. Hinzukommen viele kleine Arbeitsschritte, die in der täglichen Arbeit der IT-Mitarbeitenden verankert sein sollten und so einen möglichst sicheren Cyberauftritt gewährleisten. Dazu zählen unter anderem technische Schutzmassnahmen, wie Firewalls oder Spamfilter, Passwort-Richtlinien und die Verschlüsselung schützenswerter Daten. Aber auch bereits die tägliche Datensicherung und deren sichere Aufbewahrung kann im Falle von Störungen (zum Beispiel eines Verschlüsselungsangriffs) für Beruhigung sorgen. Nachfolgend einige Tipps, wie Unternehmen ihre Cyber-Risiken minimieren können:

  • Täglich eine Datensicherung vornehmen.
  • Technische Schutzmassnahmen (zum Beispiel Firewalls oder Virenscanner) treffen und diese aktuell halten.
  • Ein Patch- und Updatemanagement betreiben, damit die Programme immer aktuell bleiben.
  • Daten mit sicheren Passwörtern schützen; schützenswerte Daten verschlüsseln.
  • Mitarbeitende bezüglich Cyber-Risiken schulen.

Ende Mai 2018 hat die Euro­päische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) die Gesetzgebung im Bereich des Datenschutzes in der ganzen EU verschärft. Sie enthält zahlreiche neue Pflichten. Betroffen sind nicht nur EU-Unternehmen, sondern auch Unternehmen in der Schweiz. Beispielsweise müssen Unternehmen im Fall einer Verletzung der Datensicherheit, insbesondere bei einem Hackerangriff, innerhalb von 72 Stunden eine Meldung an die zuständige Datenschutzbehörde erstatten. Je nach Umständen müssen betroffene Personen, deren Daten beispielsweise gestohlen wurden, direkt informiert werden.

Risiken durch Vernetzung

Unternehmen sind immer stärker mit Zulieferern und Partnern verflechtet. Darum stehen die Risiken im Zusammenhang mit der Wertschöpfungskette vermehrt im Vordergrund. Vielfach ist die Produktion grösstenteils abhängig von einer Maschine oder einem Lieferanten. Hier brauchen Unternehmen einen präventiven Notfallplan, zum Beispiel alternative Produktionsmaschinen einsetzen oder mit mehreren Lieferanten zusammenarbeiten.

Ein Pauschalrezept gibt es nicht, aber es ist wichtig, dass sich Unternehmen der beschriebenen Risiken bewusst sind und wissen, wie im Notfall entsprechend reagiert werden soll. Ein längerer Betriebsunterbruch kann für viele Unternehmen den Konkurs bedeuten – auch wenn die Störungen ihren Ursprung nicht bei den Unternehmen selbst haben. Darum sollten Unternehmen die Bonität von wichtigen Kunden und Lieferanten überwachen, damit sie nicht von unerwarteten Zahlungsausfällen oder Lieferengpässen überrascht werden.

Um Haftpflichtrisiken zu minimieren, sollten Unternehmen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) professionell erarbeiten. So setzen sie sich keinen unnötigen Klagerisiken aus. Wichtig ist auch, dass Unternehmen ihren Versicherungsschutz eng auf die AGB abstimmen, damit hier keine Deckungslücken entstehen.

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