Branchen & Märkte

Studie: Management Consulting

Positive Entwicklung im Schweizer Beratermarkt

Der Schweizer Beratungsmarkt hat im vergangenen Jahr sein Wachstum fortgesetzt. Rund die Hälfte der Beratungstätigkeit verteilte sich auf die Branchen Pharma, öffentlicher ­Bereich, Versicherungen, Investitionsgüter und Banken. Auch für das laufende Jahr 2015 erwarten die Berater Umsatzwachstum.
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Das Jahr 2014 war für Schweizer Berater ein gutes Jahr. Zu diesem Ergebnis kommt eine Branchenstudie des Berufsverband Schweizer Unternehmensberater Asco. Die Umsätze im untersuchten klassischen Management Consulting stiegen demnach 2014 im Schnitt wie im Vorjahr um drei bis fünf Prozent und erreichten ein Volumen von gut 1,5 Mrd. CHF. Profitieren konnten vor allem grosse Unternehmensberatungen, also solche mit rechnerisch 50 oder mehr Vollzeitstellen (Ü50). Sie konnten sowohl Umsatz als auch die Anzahl Stellen mehrheitlich um rund zehn Prozent steigern. Aber auch 40 Prozent der Unternehmensberatungen mit 50 oder weniger Vollzeitstellen (U50) konnten ihren Umsatz um 10 bis 15 Prozent steigern, dies bei meist konstantem Personalbestand.

Die Bandbreite für den Jahresumsatz ist nach Unternehmungsgrösse klar erkennbar. 90 Prozent der Unternehmungs­beratungen mit 50 oder weniger Mitar­beitenden erzielten einen Jahresumsatz zwischen 1 Million bis 10 Millionen und für 60 Prozent davon lag der Jahresumsatz bei 1 Million. Die klare Abgrenzung zwischen den U50 und Ü50 wird bei 10 Millionen ersichtlich, wobei ohne Ausnahme alle Unternehmungsberatungen mit mehr als 50 Mitarbeitenden einen Jahresumsatz von Minimum 10 Millionen erreichten und 60 Prozent dieser Gruppe liegen bei 75 Millionen und mehr.

Beratungsschwerpunkte

Die grösste Nachfrage nach Beratungsdienstleistungen kamen für Unternehmensberatungen mit 50 oder weniger Mitarbeitenden aus der Investitionsgüterindustrie und dem öffentlichen Bereich. Die Beratungsschwerpunkte lagen bei den Themen Kostenkontrolle, Fusionen und Social Media. Bei den Beratungshäusern mit 50 oder mehr Stellen kam die Nachfrage vor allem aus der Finanz- und Pharmabranche. Die «Grossen» erwarten eine Zunahme vor allem in den Bereichen  Innovationsmanagement und Unternehmensstrategien. Auffallend ist, dass sich die Kunden mehrheitlich für Unternehmensberatungen interessieren, die eine ähnliche Unternehmensgrösse aufweisen wie sie selber. Der Grund dafür dürfte darin liegen, dass so der Struktur und der Komplexität der Bedürfnisse am besten Rechnung getragen werden kann.

Die Unternehmungsberatungen mit 50 Mit ­arbeitenden oder weniger gehen in den ­Bereichen Cost & Lean Management, Data Analytics, Merger & Acquisition und Social Media von einer stärkeren Fokussierung aus. Ein Rückgang in den einzelnen fachlichen Beratungsschwerpunkten ist nicht erkennbar, somit ergibt sich für die Gruppe U50 eine konstante Verteilung zwischen dem vergangenen Jahr und dem Ausblick für 2015.

Die Gruppe Ü50 erwartet, dass sich die fachliche Verteilung der Beratungsschwerpunkte im 2015 im Vergleich zum Vorjahr in vier Themen verändern wird. Die Unternehmungsberatungen mit 50 oder mehr Mitarbeitenden stellen sich auf einen Anstieg im Bereich Innovationsmanagement und Unternehmensstrategie ein und nehmen einen Rückgang für die Bereiche IT Strategie sowie auch System Architektur und Integration an.

Aussichten

Die Entscheidung der Nationalbank von Mitte Januar, die Schweizer Währung nicht mehr künstlich tief zu halten, trifft laut Studie auch die Beratungsbranche. Dies äussert sich demnach nicht nur in Form einer starken Nachfrage nach Beratung im Zusammenhang mit der Währungsproblematik, sondern hat auch direkte Auswirkungen auf die Branche. So bemühen sich Anbieter aus dem Euro-Raum vermehrt um Projekte in der Schweiz. «Erfolgreich ist diese Strategie nur dann, wenn die Berater auch aus dem Euroraum rekrutiert werden und der Kunde keine entsprechenden Zugeständnisse bei den Projektkosten verlangt. Aus­serdem mindern die Kosten, die in der Schweiz anfallen, den vermeintlichen Vorteil», sagt Asco-Präsident Gebi Küng. Eine indirekte Folge, so Küng, seien die verständlichen Bemühungen der Kunden, einen Teil der währungsbedingten Nachteile durch Preisverhandlungen auf der Kostenseite zumindest teilweise auszugleichen. Doch sei dies bei einem partnerschaftlichen Verhältnis immer eine lösbare Herausforderung. Und letztlich ergäben sich daraus möglicherweise auch neuartige Beratungsprofile und Geschäftsmodelle.


Der «War for Talents» ist in der Schweizer Beratungsbranche weiterhin ein aktuelles Thema. Die Talente umfassen jedoch heute viel mehr als nur Hochschulabsolventen. «Die Beratungshäuser sind gefordert, die besten Fachkräfte als Direkt- oder Quereinsteiger zu rekrutieren. Bei Quereinsteigern spielt das Alter immer weniger eine Rolle», sagt Asco-Beirat ­Peter Dauwalder.

Die Marktentwicklung im laufenden Jahr wird von den befragten Unternehmensberatungen positiv eingeschätzt: Die meisten Beratungsunternehmen erwarten für 2015 eine moderate bis gute Entwicklung der Umsätze. Jeder Tag der Beratung müsse aus Sicht der Kunden «jeden einzelnen Franken wert» sein. Wenn sich die Berater noch stärker auf den Nutzen des Kunden fokussierten und weniger auf ihre eigenen Fähigkeiten, dann werde die Branche auch «Honorarmodelle finden, die deren Wertbeitrag angemessen und fair entlöhnen», sagt Patrick Pfäffli, Mitglied des Asco-Beirats.

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