Branchen & Märkte

Weiterbildung III

Kompetenzen in Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen sind gesucht

Was machen mit den fossilen Energien? Wie die Biodiversität schützen? Wie können Herstellung und Vertrieb umweltorientiert arbeiten? Der Umweltsektor ist topaktuell. Spätestens seit Themen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit und Nachhaltigkeit die Schlagzeilen beherrschen, sind Umweltberufe im Trend.
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Der weltweite Konsum an Gütern und Dienstleistungen hat sich in den vergangenen 50 Jahren vervielfacht. Der Verbrauch von Metallen hat um das Sechsfache, derjenige von Öl um das Achtfache zugenommen und der Gasverbrauch verzehnfachte sich (Quelle: Assadourian E., state oft the world 2010, Worldwatch Institute). Um auch die klimatischen Veränderungen in einem Mass zu halten, welches eine Anpassung der Gesellschaft und der Wirtschaft zulässt, bedarf es der drastischen Verringerung klimarelevanter Emissionen.

Auch durch neue Gesetzgebungen und eine wachsende Bevölkerung verändern sich die Rahmenbedingungen zum Beispiel in der Bau- und Wohnentwicklung rasant. Die Bewältigung solcher nachhaltigkeitsrelevanter Herausforderungen erfordert grosse Innovationsschübe in Staat und Wirtschaft, sowohl global als auch regional und lokal. Jede Organisation ist mit diesen Herausforderungen über ihre Märkte, die Rohstoffe, die Kunden- und Lieferantenbeziehungen oder die Verfügbarkeit von Ressourcen konfrontiert.

Für viele Organisationen ist es allerdings auch eine grosse Herausforderung, das Thema «nachhaltige Entwicklung» erfolgreich in die eigene Politik und die Prozesse zu integrieren. Gefragt sind Leute, die fähig sind, in unvorhersehbaren Situationen nachhaltigkeitsrelevante Probleme zu erkennen, Lösungen unter Einbezug der wichtigsten Interessengruppen zu erarbeiten und in verantwortlicher Weise umzusetzen. Gesucht sind keine Einzelkämpfer, sondern partnerschaftliche Gestalter mit hoher Professionalität in der Kommunikation und – nicht zu vergessen – mit einer menschenfreundlichen Haltung.

Jede Organisation hat heute ein Interesse, mit Ressourcen- und Energieoptimierung Kosten zu sparen, durch die Einhaltung des Gesetzes kostspielige Rechtsfälle zu vermeiden und über die Berücksichtigung der Bedürfnisse wichtiger Anspruchsgruppen ein Vertrauenskapital aufzubauen, von dem sie im Falle einer Krise zehren kann.

Besondere Chancen haben rohstoff- und energieintensive Branchen infolge des ökonomischen Optimierungspotenzials. Produzenten von Gütern mit grosser physischer Nähe zum Kunden wie Nahrungsmittel, Textilien, Schmuck, Spielzeuge etc. differenzieren sich mit ihrem Engagement in nachhaltiger Entwicklung er­folgreich in gesättigten Märkten. Konsumenten wollen a priori kein gesundheitlich bedenkliches Produkt essen, ihre Kinder nicht mit Spielzeugen, welche unter sozial kritischen Bedingungen produziert wurden, spielen lassen und ihre Partner nicht mit Schmuck beschenken, dessen Ge­winnung Landschaften zerstört oder Menschenleben kostet. Börsenkotierte Unternehmen sind speziell mo­tiviert, sich ge­gen Negativschlagzeilen wirt­schaft­licher, ökologischer oder sozialer Art abzusichern. Und vorausschauende Unternehmen stärken ihre allfällig nachlassende Innovationsleistung, indem sie sich der scheinbar unmöglichen Herausforderung der Dreifachwertschöpfung stellen.

Viele Bildungsangebote sprechen Nachhaltigkeits-, Umwelt- oder Qualitätsmanager an. Weil das Thema jedoch alle Ebenen einer Organisation betrifft, sind auch HR-Verantwortliche, Einkäufer, Produkteentwickler, Finanzverantwortliche und die Geschäftsleitung angesprochen. Der Bedarf an Personen mit Kompetenz in «Sustainability» wächst rasant – in allen Branchen, auf allen Ebenen. Verschiedene Studien zeigen, dass der Umweltmarkt zwischen 2001 und 2009 gegenüber der Gesamtwirtschaft weltweit doppelt so schnell gewachsen ist, nämlich sechs statt drei Prozent. Dieser Trend wird anhalten – Prognosen schätzen, dass bis 2020 im Umweltbereich in der Schweiz 70 000 neue Stellen geschaffen werden.

Neues Wachstum

Eine Organisation mit gutem Nachhaltigkeitsmanagement reduziert ihren Energie- und Ressourcenverbrauch, arbeitet sozialverträglich und reduziert Risiken durch Inbetrachtziehen sämtlicher Umweltfaktoren. Sie spart Kosten, stärot die Innovationskraft, eröffnet neue Märkte und befriedigt neues Konsumverhalten. Denn der Wunsch nach einer umwelt- und sozialgerechten Zukunft steigt bei einem wachsenden Segment an Konsumenten und ändert deren Ansprüche. Dies zeigt sich sehr deutlich in der Nachfrage nach Produkten, welche in ihrer Produktions- und Lieferkette einen ökologischen und sozialverträglichen Umgang mit den Ressourcen sichern und dies durch entsprechende Labels oder andere für den Kunden sichtbare Kommunikationsformen darlegen.

So nahm die Nachfrage nach biologisch produzierten Lebensmitteln alleine in der Schweiz 2012 um fünf Prozent zu. Auch in boomenden Branchen wie der Telekommunikation sind diese Bedürfnisse und der dringende Handlungsbedarf erkannt. Es entstehen Produkte wie das Fairphone, eine Handyproduktion, bei der die Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern sozialverträglich gestaltet werden und der Umgang mit den benötigten Rohstoffen, zum Beispiel den seltenen Erden, nachhaltig ist. Firmen schliessen sich in Netzwerken zusammen, um beim Einkauf ihrer Rohstoffe oder verarbeiteter Güter mehr Einfluss auf nachhaltige Produktionsbedingungen zu haben, wie beispielsweise die Business Social Compliance Initiative (BSCI), eines dieser weltweit entstehenden Netzwerke.

Die Umsetzung einer Nachhaltigkeitspolitik mündet früher oder später in die stufengerechte Sensibilisierung, Motivierung und Befähigung der Mitarbeitenden. Kompetenzen in Recht, Umwelt- und Sozialmanagement, ein breites und fundiertes Umweltwissen sowie Erfahrung mit betrieblichen Prozessen sind gefragt. Besondere wichtige Themen in der nachhaltigen Bildung sind Energie, Mobilität, Bauen, Corporate Social Responsibility oder nachhaltiges Investment. Kompetenzen im Bereich General Management und Unternehmensführung sind unabdingbar. Hinzu kommen Schlüsselqualifikationen im methodischen und kommunikativen Bereich.

Es versteht sich, dass solch umfassende Profile nicht einfach einer Weiterbildung entspringen, sondern das Ergebnis einer Kombination von solider Grundbildung, reicher Branchenpraxis, gezielt ergänzender Weiterbildung und laufendem Lernen am Arbeitsplatz sind. Die breit gefächerte Aneignung und Umsetzung von Wissen ist in einer sich rasch wandelnden Zeit von grosser Bedeutung. Lebenslanges Lernen ist längst mehr als ein Schlagwort oder Trend, es ist zu einer neuen Selbstverständlichkeit für erwerbstätige Personen geworden.

Durch geeignete Zusammensetzung der innerbetrieblichen Teams und deren Ergänzung mit externen Unterstützern oder gezielter Weiterbildung der Mitarbeiter baut eine Organisation die erforderliche Breite an Kompetenzen auf.

Die heutige Bildungslandschaft bietet ein reiches, aber teils schwer übersichtliches Angebot für den Erwerb von geforderten Kompetenzen an. Welche Qualifikationen braucht es wirklich, welche Investi­tionen in Weiterbildungsangebote lohnen sich – sowohl für den Betroffenen als auch für das Unternehmen? Klarheit schafft der Schweizerische Bildungsführer Umwelt und nachhaltige Entwicklung mit einer Analyse von über 200 Weiterbildungsangeboten und mit systematischen Entscheidungshilfen. Weiterbildungen erfordern grosse Investitionen an Geld und Zeit. Kriterien der Wahl sind nebst der inhaltlichen Ausrichtung auch die Methodik und die Qualität. Wie gut bereitet eine Aus- oder Weiterbildung auf die jeweiligen Praxisanforderung vor – und dies auch bezogen auf die Umsetzungskompetenz? Qualitätslabels wie «eduQua» oder ISO 29 990 können Hinweise darauf geben. Doch für eine vertiefte Auseinandersetzung mit persönlichen Zielen, den Möglichkeiten des Arbeitsmarktes und geeigneten Bildungsgängen bietet sich am besten eine persönliche Bildungsberatung an.

Die unterschiedlichen Berufsfelder und Unternehmen profitieren von den erlernten neuen Kompetenzen der Arbeitnehmer und der daraus entstehenden Dynamik und Weiterentwicklung. Mittlerweile geniessen Umwelt- und Nachhaltigkeitsberufe ein hohes Ansehen. Immer mehr Menschen legen Wert darauf, ihre Lebens- und Arbeitsweise auf diese Themen abzustimmen. Der Imagegewinn, den Arbeitnehmer durch eine Fortbildung im Umweltbereich erfahren, kann auf der Karriereleiter den entscheidenden Kick ausmachen. «

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