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Eurasien

Kasachstan – vielfältige Chancen für Schweizer Unternehmen

Kasachstan hat es in den zwanzig Jahren seiner Unabhängigkeit verstanden, sich zu einem zukunftsträchtigen Wirtschafts- und Finanzzentrum Eurasiens zu mausern. Politische Stabilität und Rechtssicherheit, regulatorische Standortvorteile und ein vielversprechender Talentpool machen das Land an der neuen Seidenstrasse auch für KMU interessant.
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Kasachstan geniesst mittlerweile weit­herum eine gute Reputation als mögliche Destination für Direktinvestitionen, Produktionsstätten und Kooperationen. Bemerkenswert ist – und das unterstreicht das Potenzial: Die Ex-Sowjetrepublik ist flächenmässig viermal grösser als Frankreich. Dabei zählt das Land aber lediglich 18 Millionen Einwohner; nur zweieinhalb Mal so viel wie die Schweiz. Geografisch ist Kasachstan somit ein Riese, demografisch (derzeit noch) ein Zwerg – und mit Blick auf Rohstoff- sowie Energiereichtum ein Krösus.

Am Puls der Seidenstrasse

Viele ausländische Unternehmen haben sich bereits für den Schritt nach Kasachstan entschieden. Darunter Grössen wie die ABB, die seit 20 Jahren in Kasachstan präsent ist, der Schweizer Rohstoffgigant Glencore, Eni, ein italienischer Energiekonzern, und der Kunststoffhersteller Borealis (Österreich). Sie bezeichnen als zentrales Motiv die unmittelbaren Marktvorteile, die sich aus der Präsenz vor Ort ergeben. Das Land ist eines der rohstoffreichsten Länder der Welt und rangiert in Bezug auf Eisenerz-, Gold-, Uran-, Chrom-, Zink- und Mangan-Vorkommen in der weltweiten Top Ten. 

Die unmittelbare Nähe zu diesen Rohstoffquellen erspart Produzenten lange Transportwege und macht Kasachstan gleichzeitig für Investoren interessant. Ob in den Metropolen Almaty, der kürzlich umbenannten Hauptstadt Nur-Sultan (ehemals Astana) oder in einem der rund zwei Dutzend gut übers Land verteilten kleineren Zentren, die Mega­märkte China und Russland liegen direkt vor der Haustür. Dabei sind auch kleinere Nachbarn wie zum Beispiel Usbekistan durchaus interessante Absatz- und Beschaffungsmärkte. 

Auch der Tourismus boomt. Hotelgäste werden in Kasachstan oftmals sogar von Schweizern begrüsst. Viele helvetische Expats sind im kasachischen Hotelmanagement beziehungsweise in der Tourismusentwicklung unterwegs. Unter anderem stehen die kasachischen Ableger der Hotelkette Hilton und Ritz Carlton unter Schweizer Führung. Um diesen jüngsten wirtschaftlichen Entwicklungen Rechnung zu tragen, wird es innerhalb der nächsten fünf Jahre auch Direktflüge Schweiz–Kasachstan geben, wobei bereits heute Flug-Anbindungen an die grossen Wirtschaftszentren der Welt bestehen: London, Paris, Frankfurt, Tokyo und Istanbul.

Professionelle Unterstützung

Wer insbesondere als mittelständisches Unternehmen mit einem Engagement in Kasachstan liebäugelt, will Chancen und Herausforderungen vorgängig sorgfältig abwägen. Dies ist ein mehrstufiger Prozess, bei welchem sich Interessenten auf eine umfassende Betreuung durch darauf spezialisierte kasachische Insti­tutionen der Wirtschaftsförderung ver­lassen können. Wie zum Beispiel Ka­zakh-Invest, eine Art Pendant zu Switzer­land Global Enterprise. Ist der Bau und Betrieb einer eigenen Produktionsstätte sinnvoll? Oder die Gründung eines Joint Venture? Welche Partnerschaftsformen mit lokalen Firmen kommen infrage? Welche kasachischen Wirtschafszonen bieten im konkreten Business Case die interessantesten Per­spektiven? Solche Fragen be­antwortet Kazakh-Invest ebenso wie offe-­ne Punkte rund um Firmengründungen, rechtliche Aspekte sowie steuerliche Will­kommenspakete. Kundennähe ist ein pri­märer Anspruch von Kazakh-Invest. 

Dasselbe gilt für die anderen kasachischen Organisationen, die ausländische Unternehmer der unterschiedlichsten Branchen bei der marktwirtschaftlichen Erschliessung des Ostens unterstützen wollen. Ein solcher auf den Finanzsektor spezialisierter kasachischer Player ist das AIFC, Astana International Financial Centre. Die strategischen Hauptsäulen des AIFC sind Kapitalmärkte, Asset Management, Fintech, Islamisches Banking und Privatbanking. Wer also zum Beispiel als ausländischer Vermögensverwalter in Kasachstan seine Zelte aufschlägt oder eine Banklizenz löst, profitiert davon, dass im kasachischen Hotspot AIFC das englische Recht («Common Law») zur Anwendung kommt. Gleichzeitig genies­sen ausländische Investoren mit eigener operativer Geschäftstätigkeit eine umfassende Steuerbefreiung. 

Investitionsfeuerwerk

Wer direkt ans Reich der Mitte grenzt und seinen Platz an der neuen Seidenstrasse geschickt nutzen will, tut gut daran, es China mit Blick auf Innovationsfähigkeit (mindestens) gleichzutun. Investitionen in Infrastruktur und Bildung wurden deshalb in den letzten fünf Jahren forciert. Beispielhaft ist die Grundsteinlegung für zwei Magnetschwebebahnen in Almaty und Astana. Sie werden nicht nur die Flughäfen, sondern sukzessive die ganze Agglomeration mit der jeweiligen Stadtmitte als öffentliches, ultraschnelles Nahverkehrsmittel verbinden, sodass die Metropolen und Subzentren organisch wachsen können. 

Auf der anderen Seite tragen diverse Offensiven im Universitäts- und Fachhochschulbereich dazu bei, dass mit der jungen kasachischen Bevölkerung ein – auch im Kontext des globalisierten Wirtschaftsumfelds – ausgezeichnet qualifizierter Talentpool bereitsteht. Das AIFC hat eine hauseigene Akademie als Kaderschmiede und Weiterbildungszentrum für Finanz- und Wirtschaftsprofis lanciert. Hier können sie sich fundiertes Rüstzeug in Financial Risk Management, Accounting, Financial Inclusion aneignen und sogar CFA-Kurse belegen. Die Weiterbildungskurse werden in Englisch abgehalten, die «lingua franca» im AIFC. Jährlich bilden internationale Experten und Dozenten am AIFC rund 4000 Studierende aus. Die erteilten Zertifikate und Diplome sind international anerkannt. 

Ein Unternehmen, das die Unterstützung des AIFC in Anspruch genommen hat, ist die in Zürich domizilierte Firma Blackfort Capital. Das Schweizer Unternehmen ist auf internationale Vermögensverwaltungsdienstleistungen spezialisiert. Verwaltungsrat und Mitgründer Gleb Streib sagt zur Anfang August erfolgten Eröffnung einer Niederlassung in Nur-Sultan (Astana): «Wir sind vor Ort präsent, weil Kasachstan ein rasant wachsendes, sehr vielseitiges Land an der asiatisch-osteuropäischen Kulturgrenze ist. Dank seiner aufstrebenden Wirtschaft steigt der Bedarf Wohlha­bender nach Vermögens­verwaltung mit Schweizer Qua­lität; das heisst, breite Auswahl an Investitionsinstrumenten und professionelle Betreuung. Die in­vestitions­freund­liche pragmatische Art unserer kasachischen Ansprech­partner zeigte sich vor allem daran, wie schnell man hier Nägel mit Köpfen macht. Der Bewilligungsparcours zur Eröffnung unserer Niederlassung beanspruchte anderthalb Monate. Wir waren nach sechs Wochen nicht nur auf dem Papier, sondern operativ startklar. Unter anderem, weil wir im Recruiting massgeschneiderte Unterstützung erhielten und die Behörden uns Zugang zu lokalen Partnerfirmen vermittelten.»

Porträt