Branchen & Märkte

Externe Managementlösungen

Interim Management versus Unternehmensberatung

Externe Managementlösungen helfen, das bestehende Management für eine bestimmte Zeit zu entlasten oder eine klassische Nachfolgeregelung zu ergänzen. Eine Weiterentwicklung ist das Interim Management 3.0, eine Kombination aus Expert Solutions und Interim Management, bei der Führungspositionen auf Zeit mit praxiserfahrenen Seniors besetzt werden.
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Wirtschaftliche Veränderungen, neue Wettbewerbsbedingungen und zunehmend komplexere Regeln und Gesetze machen vielen Firmen zu schaffen. Laufend müssen sie sich den schnell ändernden Marktbedingungen anpassen. Die aus diesem Anpassungsdruck entstehenden Projekte überfordern auf Dauer oft das bestehende Management. Externe Management-Dienstleistungen können hier helfen. Dabei ist die neuartige Kombination aus Expert Solutions und Interim Management gerade für KMU interessant. Interim Management 3.0 anstelle 2.0 – von der reinen Vermittlung von Fachkräften zum Schliessen von Managementlücken bis zur Kombilösung.

Situation in der Schweiz

In der aktuellen Konjunkturlage stehen auch hierzulande bei vielen Unternehmen Themen wie Optimierung, Effizienzsteigerung, Restrukturierung und Produktionsverlagerungen auf dem Programm. Bei solchen Projekten entscheiden sich die Firmen vermehrt für Interim Managementlösungen. Die Anzahl der in der Schweiz als Interim Manager tätigen Personen wird anhand aktueller Studien auf 4000 bis 6000 geschätzt. Interim Management hat sich in den letzten zehn Jahren zu einer eigenständigen Branche entwickelt. Typischerweise werden Interim Manager beim Überbrücken von Vakanzen, bei der Erschliessung neuer Märkte, bei Turnarounds und Sanierungen oder bei der Leitung von komplexen Projekten nachgefragt. Veränderungsprozesse im Rahmen strategischer Neuausrichtungen und das Einbringen von spezifischem Fachwissen sind typische Einsatzgebiete. Auch in Nachfolgesituationen bieten Interim Managementlösungen entscheidende Vorteile.

Der Einsatz von externen Experten und Beratern konzentriert sich bei mittelständischen Nachfolgeregelungen meistens auf steuerliche und juristische Fragen, manchmal wird noch externe Hilfe zur Unternehmenskommunikation beigezogen. Inwiefern könnten die Erfolgschancen bei Nachfolgeregelungen verbessert werden? Mit klassischer Unternehmensberatung oder mit Interim Management? Im Gegensatz zum Interim Manager, dessen Ziel es ist, persönlich operative Verantwortung als Linien- oder Projektmanager zu übernehmen, baut die klassische Unternehmensberatung auf die Entwicklung von Strategien, Konzepten und Umsetzungsplänen. Ganz nach dem Prinzip Schwachstellen aufdecken, analysieren und Empfehlungen abgeben, die dann von der Kundenorganisation umzusetzen sind und vom Berater manchmal noch begleitet werden.

Der Interim Manager oder ein Team von erfahrenen Führungskräften auf Zeit lässt sich massgeschneidert selektionieren. Demgegenüber wird in der klassischen Unternehmensberatung normalerweise ein Team in erster Linie auf Basis der internen Verfügbarkeit zusammen­gestellt. Auch bezüglich Qualifizierung unterscheiden sich die zwei Ansätze deutlich.

Unternehmensberatungshäuser müssen aufgrund ihres Geschäftsmodells hoch qualifizierte Seniorberater in Kombination mit noch wenig erfahrenen Junior-Beratern einsetzen, wobei die meiste Arbeit durch letztere verrichtet wird. Sonst funktioniert das Geschäftsmodell kommerziell nicht. Interim Manager dagegen verfügen in der Regel über mindestens 10 bis 20 Jahre Führungserfahrung mit nachweisbarer hoher Umsetzungsstärke und bringen diese durch persönliches Wirken nachhaltig ins Unternehmen ein.

Die Nachfolgeregelung ist für eine Familienunternehmung in den meisten Fällen eine grosse Herausforderung. Interim Management stellt dabei eine interessante Alternative oder zumindest eine Ergänzung zur klassischen Nachfolgeregelung dar. Fehlschläge sind bei familieninternen Nachfolgen leider häufig zu beobachten. Oft verursacht die familieninterne Nachfolgeregelung bei bis dato erfolgreichen Unternehmen erhebliche interne und externe Reibungsverluste. Entweder durch eine nicht optimale Erfahrungskombination für das entsprechende Geschäft, zu geringe Führungserfahrung oder zu wenig unternehmerischen Mut des nachfolgenden Familienmitglieds.

Es gibt zahlreiche Faktoren, die es für eine interne Nachfolgeregelung zu berücksichtigen gilt, wenn der Firmengründer und Inhaber den Fortbestand seines Lebenswerks sichern will. Interim Management stellt für die Übergangsphase eine effektive und nützliche Lösung dar.

In der Schweiz rechnet man in den nächsten fünf Jahren mit 60 000 Betrieben, die einen Generationenwechsel vollziehen müssen. In vielen Nachfolgeregelungsfällen wird der Beizug von erfahrenen Führungskräften auf Zeit in einer CoachingRolle oder in operativer Verantwortung ein grosser Erfolgsfaktor sein. Betriebe ab etwa 50 bis 100 Mitarbeitenden können sich das auch finanziell leisten. So verwundert es wenig, dass die Branche in der Schweiz in den letzten Jahren konstante Wachstumsraten von jährlich rund 20 Prozent ausweisen konnte. Der Trend zeigt, dass die Übergabe an Externe stark steigend ist, während die Familie für die Nachfolgepositionierung an Bedeutung verliert. Die Erwartungshaltung, dass Familienmitglieder für die Nachfolge bereitstehen, hat sich in der Praxis anhand zahlreicher Beispiele während der letzten Jahre als problematisch herausgestellt.

Expert Solutions befasst sich mit den konzeptionellen Fragen rund um die Strategie- und Organisationsentwicklung einer Unternehmung. Sei es bei Restrukturierungen, Fusionen/-Mergers & Acquisitions, Neupositionierungen oder anderen Aufgaben. Mit Expert Solutions kann der Kunde in einem viel früheren Stadium der Entscheidungsfindung abgeholt werden. Zum Einsatz kommen sorgfältig ausgewählte Führungskräfte mit nachweisbarer Umsetzungserfahrung, gepaart mit hoher Beratungskompetenz. Nach dieser Initialphase wird deutlich, wie was umgesetzt wird.

Dann kommt die Interim-Management­lösung ins Spiel, sei es in einer echten Führungs- oder Fachfunktion, als Projektleiter oder Coach einer internen Führungskraft, welche vom Interim Manager für den nächsten Karriereschritt aufgebaut wird. Während der Implementierungsphase kann wiederum der Bedarf an Expert Solutions entstehen, wenn beispielsweise für eine bestimmte Fragestellung eine spezifische Expertise benötigt wird.

Gerade für kleinere und mittlere Unternehmen ist die Kombinationslösung aus Expert Solutions und Interim Management, als andersartige Unternehmensberatung mit praxiserfahrenen Seniors in Führungspositionen und anschliessender Umsetzungsverantwortung, sehr interessant. Die Kombinationslösung bietet Know-how auf strategischer und operativer Ebene, welches für solche Unternehmen eine grosse Unterstützung während Veränderungsphasen darstellt. Die integrierte Herangehensweise hat konzeptionellen Charakter, die dafür sorgt, dass operative Massnahmen strategisch eingebettet sind.

Interim Management hat sehr viel mit Erfahrung zu tun. Einerseits geht es um das Know-how, welches eine Führungspersönlichkeit mitbringt, um in einer schwierigen Situation ein Unternehmen weiterzuentwickeln. Andererseits spielt aber auch die Erfahrung des Vermittlers eine grosse Rolle. Denn es gilt die richtigen Fragen zu stellen und darauf die passenden Antworten zu finden: Wer ist überhaupt geeignet, im Interim Management und Expert Solutions tätig zu sein? Wann passt welcher Manager zu welcher Firma? Und wie schnell und flexibel wird eine Vermittlung eingefädelt. Die Anbieter müssen sicherstellen, dass jederzeit und mit zunehmender Globalisierung des Markts auch weltweit fähige Manager in den Startlöchern stehen, die in einer ganz bestimmten Situation eine Führungsaufgabe übernehmen.

Ein Experte ist per Definition eine Person mit überdurchschnittlichem Wissen und Fähigkeiten in einem oder mehreren bestimmten Fachbereichen. Im Bereich der Unternehmensführung bedeutet dies professionelle Managementfähigkeiten in Kombination mit hoher Methodenkompetenz und eine schnelle ergebnis­orientierte Ausführung. Die Qualifikation zum Experten bedingt dabei auch ein hohes Mass an Erfahrung. Dies alles werfen Fachleute im Rahmen der Expert Solutions in die Waagschale und bieten somit eine attraktive Alternative zur klassischen Unternehmensberatung. Denn im Rahmen von Expert Solutions werden ausschliesslich erfahrene Führungskräfte eingesetzt, welche gleichzeitig hohe Beratungskompetenz mitbringen. Nur so ist gewährleistet, dass sie massgeschneiderte Lösungen für alle anstehenden Fragen liefern können. Sei dies bei Restrukturierungen, Fusionen, Neupositionierungen oder anderen anspruchsvollen Aufgaben.

Aktuelle Studien gehen davon aus, dass im deutschsprachigen Raum Europas über 20 000 Interim Manager tätig sind, Tendenz steigend. Diese Zahl ist jedoch nicht unumstritten. Denn es wird beobachtet, dass sich Führungskräfte in der Übergangsphase zu einer neuen festen Position als Interim Manager bezeichnen, ohne jemals als Interim Manager gearbeitet zu haben. Oder es gibt vereinzelte Zeitarbeiter, welche sich als Interim Manager auf dem Markt versuchen. Eine problematische Situation. Entscheiden doch grösstenteils genau die aussergewöhnlichen Erfahrungen als Interim Manager mit einer über die Kernbedürfnisse hinausgehenden Qualifikation über Erfolg und Misserfolg. Oder sie verkürzen zumindest die Dauer bis zur Zielerreichung erheblich.

Diese Qualifikationen sind es auch, weshalb der erfahrenere, kostenintensivere Interim Manager am Ende für ein Unternehmen meist die günstigere Lösung ist. Nur mit der stetigen Entwicklung und Professionalisierung der Branche kann sichergestellt werden, dass das Qualitäts­niveau der Interim Manager hoch bleibt. Dass der Markt für Interim Management wächst, ist unumstritten. So stieg zwischen 2011 und 2012 das geschätzte Marktvolumen im deutschsprachigen Raum Europas von 1,4 Milliarden auf rund 2 Milliarden Euro. Auch die durchschnittliche Auslastung eines Managers auf Zeit stieg von 122 auf 140 Tage pro Jahr.

Auch für die nächsten zwei Jahre wird ein Umsatzwachstum im zweistelligen Prozentbereich erwartet. Eine vermehrte Professionalisierung und höhere Qualität bei der Vermittlung sollten zudem für einen Abbau von Vorurteilen bei den Unternehmen sorgen. Der Bekanntheitsgrad des Konzepts Interim Management steigt stetig.

Unternehmen, die Erfahrungen mit professionellen Interim Managern gemacht haben, wählen wiederholt eine solche Lösung. Hingegen sieht sich die Branche laut aktuellen Kundenumfragen mit einem wachsenden Kostenbewusstsein auf Seiten der Firmen konfrontiert. Zu Unrecht eigentlich, da Interim Manager nachweislich ihr Geld wert sind. Jedenfalls ist es kostengünstiger und effektiver als die klassische Unternehmensberatung mit Umsetzungsbegleitung. Und sie ist meist auch günstiger als eine interne Lösung, bei der eine Lernkurve zu finanzieren ist.

So nannten im Jahr 2012 deutlich mehr potenzielle Kunden den Kostenfaktor als Grund, Interim Management nicht zu nutzen, als noch ein Jahr zuvor. Dies ist sicherlich im Zusammenhang mit der allgemeinen schlechten Wirtschaftslage und den vergangenen Krisenjahren zu sehen, welche auch die klassische Unternehmensberatung schmerzlich getroffen haben.

Beim Ausblick in die fernere Zukunft sind weitergehende Externalisierungstendenzen im Bereich der Führungsebene zu erwarten sowie eine allgemeine stärkere Flexibilisierung des Arbeitsmarkts. Diese Tendenzen bilden ein Nährboden für ein kontinuierliches Wachstum und eine weitergehende Verbreitung des Konzeptes Interim Management.«

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