Die seit Anfang 2012 geltende Leistungsabrechnung nach Fallgruppenpauschalen (sogenannte Diagnosis Related Groups – DRG), die freie Spitalwahl für Patienten sowie das Bewerben um die Plätze auf den kantonalen Spitallisten stellen veritable Herausforderungen für viele Spitäler dar. Diese müssen qualitativ sehr gute Leistungen erbringen und gleichzeitig die Effizienz steigern.
Für kleine Spitäler ohne klare Positionierung beziehungsweise Spezialisierung ist dies besonders anspruchsvoll, denn es gibt eine klare Korrelation zwischen Fallzahlen und Behandlungsqualität.
Rezept zum Scheitern
Zudem können die kleinen Institutionen – dazu gehören im internationalen Vergleich die meisten Spitäler in der Schweiz – auch weniger von positiven Skaleneffekten profitieren, als dies bei grösseren Häusern der Fall ist. Viele Kliniken sehen sich gezwungen, sich stärker zu spezialisieren, mit anderen Institutionen enger zu kooperieren, zu fusionieren oder sich zu reorganisieren. Doch viele dieser Reorganisationen scheitern.
Spitaldirektoren, die einen effektiven Beitrag zur Reduktion der zu hohen Spitaldichte leisten wollen, sei mit folgenden, in Spitälern nicht selten beobachteten sieben Massnahmen geholfen:
- Der Klassiker: Fördern Sie die Missgunst zwischen den Berufsgruppen, insbesondere zwischen Ärzten und Pflegenden.
- Legen Sie sich mit Ihren Kaderärzten an. Wenn diese unzufrieden sind und in Scharen das Spital verlassen, sind Ihnen negative Medienberichte und sinkende Fallzahlen gewiss. Sorgen Sie zudem für schlechte Arbeitsbedingungen (für alle Berufsgruppen) und vernachlässigen Sie die Weiterbildung, damit Sie auf dem angespannten Arbeitsmarkt für medizinisches Personal so richtig ins Hintertreffen geraten.
- Ignorieren Sie die Wünsche und Bedürfnisse der zuweisenden Ärzte, Angehörigen und Patienten und kommunizieren Sie mit diesen nur wenig.
- Bürden Sie dem medizinischen Personal viele administrative und bürokratische Aufgaben auf und reduzieren Sie damit die Zeit, die für die Betreuung der Patienten tatsächlich zur Verfügung steht.
- Führen Sie eine komplexe Matrixorganisation ein, in der beispielsweise die Verantwortlichkeiten zwischen Standort- und Fachbereichsleitern möglichst schwammig abgegrenzt sind.
- Vermeiden Sie die effektive Nutzung der (teuren) IT-Systeme oder verzichten Sie ganz darauf.
- Sie können es sowieso nicht allen recht machen. Definieren Sie deshalb Reformprojekte im kleinen Kreis und lassen Sie sich bei deren Umsetzung auch von internen Widerständen nicht beirren.
Die meisten Spitaldirektoren wollen mit ihren eigenen Institutionen natürlich keinen Beitrag zur Reduktion der Spitaldichte leisten, es sei denn, sie können andere Institutionen übernehmen. Aus den obenstehenden Massnahmen – selbstverständlich plakativ formuliert und ironisch zu verstehen – lassen sich in der Umkehrung wichtige Erfolgsfaktoren für die erfolgreiche Reorganisation von Spitälern ableiten.