Branchen & Märkte

Best Practice: Nachhaltigkeits-Strategie

«Die Umsetzung erfolgt im Kerngeschäft»

Eine Margerite ist das Markensymbol der Implenia AG. Jüngst hat diese Blüte eine vertiefte Bedeutung erhalten. Implenia setzt konsequent auf Nachhaltigkeit – mit einer ganzheitlichen Strategie, umgesetzt im Leuchtturmprojekt Schorenstadt in Basel. Markus Koschenz, Mitglied des operativen Nachhaltigkeitskomitees, über die Grundlinien der Strategie.
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Herr Koschenz, welchen Einfluss hat die Schweizer Bauwirtschaft auf die nachhaltige Entwicklung in der Schweiz?

Die Baubranche hat in allen Nachhaltigkeitsdimensionen einen wesentlichen Hebel. Dazu einige Zahlen: Die Gebäude in der Schweiz sind beispielsweise für rund 30 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich oder für rund 40 Prozent des nationalen Energieverbrauchs. Direkt oder indirekt hat die Branche also Einfluss auf 1,7 Millionen Gebäude, 70 000 Kilometer Strasse oder 5000 Kilometer Schienen in der Schweiz. In unserer Branche ereignen sich aber leider auch bis zu 54 000 Arbeitsunfälle pro Jahr. Auch wirtschaftlich ist die Baubranche ebenso bedeutend und setzt mehr als 60 Milliarden Franken pro Jahr um, dies mit über 330 000 Beschäftigten. Aus diesen Fakten ergeben sich Poten­ziale, sei dies im Klimaschutz oder beispielsweise für neue Konzepte im Umgang mit dem demografischen Wandel, für das Thema Sicherheit aber auch bezüglich der Entwicklung von Fachkräften. Sicher ist: Was wir tun und nicht tun, hat entscheidenden Einfluss auf eine nachhaltige Entwicklung.

Was macht eigentlich ein Unternehmen zukunftsfähig?

Aus unserer Sicht muss ein zukunftsfä­higes Unternehmen über fünf Schwerpunkte verfügen. Vorab ist es die Ausrichtung am Markt mit zukunftsfähigen Produkten und Dienstleistungen. Weiter muss das Arbeitsumfeld attraktiv sein, denn nur so sind wir der Wunschpartner für die Mitarbeitenden. In unserer Tätigkeit müssen wir schonend mit den natürlichen Ressourcen umgehen; nur so werden auch zukünftig noch genügend Energie- und Bauressourcen zur Verfügung stehen. Durch das gesellschaftliche Engagement und die Compliance erreichen wir, dass uns unsere Partner vertrauen können. Mit der finanziellen Exzellenz schliesslich sichern wir unsere Weiterentwicklung sowie die unternehmerische Freiheit.

Und wie erfolgt die Umsetzung der Nachhaltigkeits-Schwerpunkte?

Nehmen Sie «nachhaltige Produkte und Dienstleistungen». Hier geht es beispielsweise um Projekte wie die Schorenstadt. Damit leisten wir einen konkreten Beitrag zum nachhaltigen Bauen. Eine nachhaltige Entwicklung können wir aber nicht alleine herbeiführen, sondern wir brauchen dazu den engen Kontakt und Austausch mit unseren Kunden und Lieferanten. Entscheidend für die Bewältigung der Herausforderungen der Zukunft sind unsere Mitarbeitenden. Wir fördern unsere Talente, zum Beispiel mit dem interdisziplinären Führungsentwicklungsprogramm «Winning the future», an dem Kaderleute aus ganz Europa teilnehmen. Im Sektor «schonender Umgang mit der Umwelt» testen wir eine mobile Baustoffrecycling-Anlage, um vor Ort Beton aus dem Baugrubenmaterial zu produzieren. Beim Thema «Compliance» bildet der Code of Conduct einen festen Bestandteil für neu eintretende und bestehende Mitarbeitende. Um seine Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu erhalten, passt das Unternehmen seine Strukturen und Abläufe laufend den Marktentwicklungen an. Damit schafft Implenia nachhaltig Wert. Die Beispiele zeigen, dass die Strategie «nachhaltige Implenia» in allen Bereichen greift.

Worauf achten Sie bei der Umsetzung der Strategie besonders?

Die Umsetzung erfolgt im Kerngeschäft. So wollen wir etwa Bauten realisieren, die langfristig marktfähig sind, eine entsprechende Rendite abwerfen, eine soziale Umgebung im Innen- und Aussenraum schaffen, keine negativen Folgen auf den Benutzer haben und die natürlichen Ressourcen schonend einsetzen. Dies fordert Architekten, Planer, Bauherren und Unternehmer gleichermassen. Es braucht persönliches Engagement jedes Einzelnen, sonst ist der Anspruch nicht zu erreichen. Auch die Ressourceneffizienz auf den Baustellen, der effiziente Einsatz des Maschinenparks oder beispielsweise auch die stetige Verbesserung der Arbeitssicherheit sind einzelne Puzzleteile, welche tagtäglich durch die Mitarbeitenden umgesetzt werden. Der Erfolg hin zu einer nachhaltigen Implenia hängt von jedem Einzelnen ab.

Welches sind die wichtigsten Eckpunkte im Konzept des Projekts Schorenstadt?

Die Schorenstadt in Basel ist in vielerlei Hinsicht ein Vorzeigeprojekt. Die von Implenia konzipierte Wohnsiedlung umfasst 43 Stadthäuser sowie 22 Eigentumswohnungen in zwei Mehrfamilienhäusern und ist das erste baselstädtische Wohnbauprojekt der 2000-Watt-Gesellschaft. Es erfüllt die Anforderungen des SIA-Effizienzpfads Energie und den Minergie-P-Eco-Standard. Ausserdem stellt die Schorenstadt ein Pilotprojekt für den neuen Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) dar. Das Projekt gewann den Real Estate Award 2012 für die beste Projektentwicklung. Um den Bedarf an grauer Energie möglichst tief zu halten, wird die Schorenstadt mehrheitlich in Holz gebaut. Auf den Dächern wird eine Fotovoltaikanlage installiert, die sich im Besitz aller Bewohner befindet. Der Erlös aus dem Stromverkauf fliesst in einen zweckgebundenen Fonds, welcher Mobilitätsgutscheine für die Nutzung des öffentlichen Verkehrs an die Bewohner ausschüttet. Zusätzlich sind alle Bewohner verpflichtet, zertifizierten Ökostrom zu beziehen.

Zum Beispiel Schorenstadt in Basel: Was bringt das nachhaltige Bauen den Investoren und Mietern ganz konkret?

Verschiedenste institutionelle Investoren befassen sich vertieft mit dem nachhaltigen Bauen und haben teilweise eigens dafür Immobilienfonds aufgelegt. Sie, wie auch die privaten Investoren, suchen nach Bauten, die – wie bereits erwähnt – langfristig marktfähig sind, eine entsprechende Rendite abwerfen, eine soziale Umgebung schaffen, keine negativen gesundheitlichen Folgen für die Benutzer der Gebäude haben und die natürlichen Ressourcen schonend einsetzen. Die Schorenstadt ist ein Beispiel dafür, dass diese Anforderungen ganz konkret umsetzbar sind und die entsprechende Kundschaft vorhanden ist. Projekte dieser Art generieren auch einen entsprechenden Wissenszuwachs für die Beteiligten und ermöglichen, das Bauen in Zukunft noch innovativer zu gestalten.

Ist Implenia mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie in der Praxis angekommen und im Plan?

Viele Ziele haben wir erreicht. Wir befinden uns auf Kurs. Gleichzeitig liegt noch ein langer Weg vor uns. Für jede Implenianerin und jeden Implenianer ist heute klar: Unser Handeln hat Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. Es ist uns in den vergangenen Jahren zudem gelungen, das Portfolio an nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen weiterzuentwickeln und im Markt zu positionieren. Für die Mitarbeitenden sind wir als Arbeitgeberin attraktiver geworden. Unsere Organisation konnten wir noch stärker für einen schonenden Umgang mit der Umwelt sensibilisieren. Als Marktführerin haben wir die Verantwortung erkannt, das gesellschaftliche Engagement auszuweiten und das Thema Compliance entsprechend zu positionieren. Und schliesslich konnten wir mit Blick auf die finanzielle Exzellenz erstklassige Resultate erzielen und bedeutende Werte schaffen. Aber wie gesagt: Wir sind noch nicht am Ziel. Etwa beim wichtigen Thema Arbeitssicherheit können wir noch nicht zufrieden sein. Deshalb hat Implenia hier umfangreiche Massnahmen getroffen und sich ambitionierte Ziele für die nächsten zwei Jahre gesetzt. Um diese zu erreichen, müssen wir sowohl unsere Organisation wie auch alle unsere Stakeholder noch stärker für unsere Nachhaltigkeitsstrategie mobilisieren. Alle Leistungen sowie die neuen ambitionierten Ziele haben wir im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht transparent kommuniziert. Dieser ist online unter www.sustainability.implenia.com für jeden einsehbar.

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