Herr Frei, Sie haben im Herbst letzten Jahres Ihre Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform «100-days.net» lanciert, um eine neue ökologische Funktionsjacke auf den Markt zu bringen. Die Kampagne wurde schnell ein grosser Erfolg, bereits nach zwei Wochen war das Finanzierungsziel erreicht. Was waren die Beweggründe, über Crowdfunding zu gehen?
Wir waren bereits seit Längerem daran, die im Sportbereich einzigartige «Eco Fair Swiss Made»-Bekleidung zu realisieren. Die ersten Jahre haben wir benötigt, um Design und Schnitte zu entwickeln, Produktions-Know-how zu sammeln und Vertriebsstrukturen aufzubauen. Im vergangenen Jahr haben wir uns dann erstmals darauf konzentriert, mit der Marke nach aussen zu gehen. Da die Aufbau- und Entwicklungsarbeiten bereits einiges an Budget eingefordert hatten, suchten wir nach neuen Wegen, um zum einen die Vorleistungen für die Produktion tragen zu können und zum anderen Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu erlangen. Da war Crowdfunding das ideale Instrument.
Frau Wagner, Sie haben die Kampagne der Flink-Eigenmarke «Rotauf» mitgeplant und begleitet. Wie ist es «Rotauf» gelungen, dass so schnell viele Menschen ein relativ teures Produkt kaufen, das es zu dem Zeitpunkt noch nicht mal gab?
Als wir zu «Rotauf» gestossen sind, waren bereits einige Jahre in Sachen Design, Entwicklung und Produktion verwandter Produkte vergangen. Um so ein Produkt auf den Weg zu bringen, braucht man allerdings nicht nur ein erfahrenes Entwicklungs- und Designteam, sondern auch einen Macher wie Remo Frei, der es schafft, seine Begeisterung für das Projekt und die Sache rüberzubringen. Wenn dann auch noch die Story stimmt und man die Crowd überzeugen kann, dass man in der Lage ist, das Projekt zu realisieren, steht dem Erfolg nichts mehr im Weg. Für das Projekt wurde als Zielmarke 30 000 Franken gesetzt. Das war die Hürde, um die erste Serienproduktion im Tessin zu starten. Gleichzeitig erschien uns die Summe im Schweizer Markt realisierbar. Dies ist die Herausforderung beim «All or Nothing»-Modell im Crowdfunding: Das Geld wird nur aus-gezahlt, wenn die Zielsumme erreicht wird. Andernfalls fliesst das Geld wieder an die Geldgeber zurück. Dementsprechend sind die Risiken für die Geldgeber und potenziellen Kunden vergleichsweise gering.
Herr Frei, im Januar ist Ihre Kampagne erfolgreich geendet und Sie haben mit der Kampagne anstatt der angefragten 30 000 Schweizer Franken fast 50 000 eingenommen. Was hat es neben dem finanziellen Erfolg gebracht?
Mit dem Crowdfunding haben wir mit der Marke «Rotauf»-Bekleidung einen ersten Schritt in die Öffentlichkeit gemacht. Neben zahlreichen motivierenden und unterstützenden Rückmeldungen von Menschen in der ganzen Schweiz haben wir auch Interesse in den Medien für unser Projekt generiert. Für uns war das ein sehr wichtiger Schritt zur Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.