In den Köpfen vieler Schweizer ist «Made in China» der Inbegriff für billige, qualitativ minderwertige Massenware. Dass dies schon seit Langem nicht mehr der Fall sein muss, ist hingegen nur den wenigsten bewusst. Von deutschen Traditionsfirmen wie Bosch oder Henkel, Premium-Automobilherstellern wie BMW, VW oder Tesla bis hin zu Schweizer Pharmariesen wie Roche, immer mehr namhafte internationale Unternehmen lassen gewisse Komponenten in China produzieren oder verlagern gleich ganze Produktionsstandorte ins Reich der Mitte.
China im Wandel
Natürlich existiert nach wie vor Billigware von minderwertiger Qualität und kurzer Lebensdauer. Es finden jedoch immer mehr qualitativ und technologisch hochwertige Produkte den langen Weg von China in unsere Breitengrade. So sind zum Beispiel Mobiltelefone von exotisch klingenden Herstellern wie Xiaomi, Huawei oder Oppo technologisch schon längst auf dem Stand des iPhones. Übrigens, auch das Ur-Smartphone aus dem kalifornischen Silicon Valley wird zu einem Grossteil in China produziert. So ist es auch nicht verwunderlich, dass China einen der vordersten Plätze einnimmt, wenn es um Patentanmeldungen geht. China hat in den letzten vier Jahrzehnten einen grossen Wandel erlebt. Es hat sich bereits seit Längerem von der Werkbank der Welt zu einer innovativen, zukunftsorientierten Wirtschaft gewandelt. Das Vorurteil, China möchte nur ausländisches Know-how importieren, greift zu kurz: Mit dem Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und China wird das geistige Eigentum von in- wie auch ausländischen Firmen substanziell gestärkt.
Kostengünstige Produktion
Man muss jedoch kein Milliardenunternehmen wie Apple oder Bosch sein, um die Vorzüge des Direktimports aus dem Reich der Mitte nutzen zu können. Auch für Schweizer KMU eröffnet der Produktionsstandort China viele Möglichkeiten. Findet man den richtigen Hersteller, kann fast jedes x-beliebige Produkt in China eingekauft oder gleich gemäss eigenen Vorgaben produziert werden. Dies schon ab relativ kleinen Mindestabnahmemengen von 500 Stück oder weniger.
Bei Schweizer KMU gehört die Warenbeschaffung zu den grössten Kostenpunkten. Gemäss einer Studie der BAK Economics von 2017 macht die Warenbeschaffung von KMU rund 50 Prozent der Kosten aus. Vergleicht man diese Zahlen mit unseren Nachbarländern, sind ihre Kosten rund 35 Prozent tiefer bei der Beschaffung des gleichen Warenkorbes im Ausland und in China nochmals gut 50 Prozent tiefer. Dies birgt ein enormes Einsparungspotenzial, welches genutzt werden sollte.
Zollfreie Importe
Der Direktimport aus China ist auch nach Miteinberechnung von Transport- und Nebenkosten oft um ein Mehrfaches günstiger als die Beschaffung vergleichbarer Produkte aus dem EU-Raum. Einer der Hauptgründe für diesen extremen Preisunterschied ist, neben den tiefen Produktionskosten, das Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und China, welches seit Juni 2014 in Kraft ist und dank dessen, jegliche Güter zollfrei importiert werden können.
Die Schweiz ist neben Island das einzige europäische Land, welches ein Freihandelsabkommen mit China abgeschlossen hat. Dies bedeutet einen erheblichen Wettbewerbsvorteil, den die hiesigen KMU nutzen sollten. Hier ist anzumerken, dass das Freihandelsabkommen noch nicht seine volle Wirkung entfaltet hat, da es noch Übergangsfristen gibt, welche 2024 ablaufen (in Einzelfällen 2029). Durch den Direktimport ab Fabrik können zudem diverse Importfirmen und Zwischenhändler umgangen und damit unnötige Kommissionen und Kosten vermieden werden.