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Gütezeichen

Authorized Economic Operator (AEO) – lohnt sich die Zertifizierung?

Wenn sich Produkte, Services und Preise in einem wettbewerbsintensiven Umfeld kaum noch unterscheiden, bleiben Qualität und Reputation eine der wenigen Unterscheidungsmerkmale. Die AEO-Zertifizierung signalisiert Bonität, Compliance, Sicherheit und Qualität.
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Seit dem Terroranschlag auf das World Trade Center in New York 2001 sind die Diskussionen über die Sicherheit internationaler Warenhandelsketten und damit verbundener gesetzlicher Vorschriften für den grenzüberschreitenden Güterverkehr nicht abgerissen. Nach den USA haben zahlreiche Länder, einschliesslich der EU, Indien, China, Nigeria, Kanada, Australien, Neuseeland usw., Bestimmungen zur Sicherung der Warenkette erlassen und ihren Zollkodex um ein «Security Amendment» ergänzt. Die Sicherheitsmassnahmen betreffen sowohl die Ein- und Ausfuhr als auch die Durchfuhr von Waren.

In diesem Zusammenhang schuf die Weltzollorganisation (WZO) 2005 mit SAFE («Framework of Standards to Secure and Facilitate Global Trade») weltweite Rahmenbedingungen für ein modernes effektives Risikomanagement in den Zollverwaltungen. In den USA wurde SAFE mit der C-TPAT-Zertifizierung und in der EU mit dem Status des zugelassenen Wirtschaftsbeteiligten (Authorized Economic Operator, kurz AEO genannt) umgesetzt. Die Einführung des AEO stellt ein wesentliches Element des EU-Sicherheitskonzepts dar, um dem Bedürfnis nach effizienteren und besser gewichteten Kontrollen und einer verbesserten Überwachung des weltweiten Warenverkehrs gerecht zu werden.

2009 handelte die Schweiz mit der EU ein Abkommen über Zollerleichterungen und Zollsicherheit aus, das die Schweiz in den Sicherheitsraum der EU integriert. Darauf basierend hat die Schweiz ihre rechtlichen Grundlagen angepasst und u.a. den AEO-Status eingeführt. Dieser wird juristischen Personen erteilt, welche hinsichtlich der Sicherheit der internationalen Lieferkette als zuverlässig gelten.

Dem zugelassenen Wirtschaftsbeteiligten werden u.a. Erleichterungen bei sicherheitsrelevanten Kontrollen und Bürgschaftsleistungen gewährt. Der AEO ist zwischenzeitlich ein international anerkanntes Gütesiegel für Sicherheit. Er wird von Staaten, mit welchen die Schweiz ein entsprechendes Abkommen geschlossen hat, anerkannt (momentan die EU, demnächst auch Norwegen, Japan, die USA und China). Die kürzlich bekannt gegebene gegenseitige Anerkennung der EU (AEO)- und US-amerikanischen (C-TPAT) Sicherheitsprogramme dürfte die Attraktivität des AEO-Status ebenfalls steigern. Eine Zulassung nach C-TPAT ist derzeit nur Unternehmen mit Sitz in den USA möglich. Das AEO-Konzept ist jedoch umfassender als das C-TPAT-Programm. Es bezieht sich auf sämtliche Warenströme, während C-TPAT im Wesentlichen auf den Import in die USA fokussiert.

Während in Deutschland und anderen europäischen Ländern immer mehr Firmen bei Leistungsausschreibungen und Auftragsvergaben von ihren Logistikdienstleistern den Nachweis des AEO-Status verlangen, ist dies in der Schweiz bisher kaum der Fall. Bis Herbst hatten sich trotz der intensiven Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und der EU nicht einmal 20 Firmen (Spediteure und Verlader) AEO – zertifizieren lassen. Zu diesen Pionieren gehört die Firma Streck Transport AG.

Gründe für die schleppenden Zertifizierungsfortschritte in der Schweiz sind u.a. die Tatsache, dass die Zertifizierung nicht obligatorisch ist und dass die Vorteile erst mittelfristig wirksam werden.

Warum lohnen sich die Investitionen in eine AEO-Zertifizierung für einen KMU-Speditionsdienstleister wie die Firma Streck Transport? Unseres Erachtens sind wirtschaftliche Vorteile durch vereinfachte Zollverfahren und Bürgschaftsleistungen keineswegs allein ausschlaggebend. Vielmehr zeigt die AEO-Zertifizierung, dass der bereits in früheren Jahren von uns eingeschlagene Weg richtig ist. Unsere Kunden und Partner können darauf vertrauen, dass ihre Ware bei Streck Transport sicher ist. Die Sicherheit und damit auch die Qualität sämtlicher Prozesse wird noch einmal erhöht.

Eingebettet in das firmenübergreifende Qualitätsmanagementsystem, ist die AEO-Zertifizierung ein zusätzliches Merkmal für eine effiziente Abwicklung grenzüberschreitender, regionaler und globaler Warenflüsse. Neben der Einhaltung von Zollvorschriften wird dem Unternehmen eine absolut ordentliche Geschäfts- und Buchführung bescheinigt. Die Sicherheitsstandards sind hoch, bis hin zu einer modernen IT-Infrastruktur. Vor allen Dingen aber kann der Kunde sicher sein, dass alle notwendigen Compliance-Prüfungen eingehalten werden und somit seine eigene Compliance gewährleistet ist.

Der Aufwand für die Zertifizierung ist nicht zu unterschätzen. Die Vorbereitungen bei Streck Transport erfolgten parallel zum Tagesgeschäft mit eigenen Ressourcen. Von der internen Vorermittlung über die Antragstellung, Audits und Nachfragen bis zur Bewilligung verging rund ein Jahr, teilweise auch verursacht durch inhaltliche Anpassungen der Zertifizierungsnormen. Darüber hinaus ist ein kontinuierliches Monitoring notwendig. So müssen alle zoll-relevanten Änderungen im Unternehmen der Zollbehörde mitgeteilt werden.

Audit bestanden

Anfang Juni 2012 wurde der Streck Transport AG, Möhlin, der AEO-Status von der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) erteilt, nachdem Streck Transport bereits im Jahr 2009 in Deutschland als AEO zertifiziert worden war. Die AEO-Zertifizierung ist ein weiterer Baustein im ausgefeilten Qualitätsmanagementsystem der Spedition. Diese ist unter anderem auch HACCP-, ISO 9001:2008-, ISO 140­01:­2004- und SQAS-zertifiziert. Im Oktober erfolgte zusätzlich die Zertifizierung nach dem BRC-Standard (BRC = British Retail Consortium) für einen namhaften Zulieferer der Lebensmittelindustrie.

Das Schweizer AEO-Programm wurde in enger Abstimmung mit der EU entwickelt. Die AEO-Prüfung bei Streck Transport in Möhlin wurde als «Joint Validation Visit» von der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) in Anwesenheit einer elfköpfigen EU-Delegation durchgeführt. Letztere wollte sehen, wie die EZV in der Praxis prüft und ob diese Kontrollen den EU-Standards entsprechen. Die Anwesenheit der EU-Vertreter bedeutete, dass ein sehr intensives Audit stattfand. Alle sicherheitsrelevanten Punkte wurden genau hinterfragt und kontrolliert. Die Streck Transport AG hat diese erschwerten Bedingungen aber gerne auf sich genommen. Schliesslich kommt die EU nicht alle Tage bei einer mittelständischen Schweizer Spedition zu Besuch. Ausserdem hat das Unternehmen das Audit mit Bravour bestanden.

Porträt