Viele Mitarbeiter von Unternehmen sind verantwortlich für Themen und Projekte, die sie nicht vollumfänglich in ihrem eigenen Kompetenzbereich entscheiden und umsetzen können (HR-Verantwortliche, Projektleiter, Themenverantwortliche für Qualität, Sicherheit, Umwelt, Nachhaltigkeit). Sie sind auf das Einverständnis, die Unterstützung und aktive Mitarbeit von Personen aus anderen Führungsbereichen, Kollegen auf gleicher Führungsebene und hierarchisch Höhergestellten angewiesen.
Die Umsetzung in diesen Themen wird deshalb häufig erschwert. Und die Verantwortlichen fühlen sich unterschätzt, übergangen, ausgebremst, gegenüber anderen kleingemacht und erhalten kein Vertrauen. Es fällt ihnen auch schwer, eigene Ideen wirkungsvoll zu verkaufen und sie sind nicht in Schlüsselnetzwerken eingebunden.
Macht und Politik
Macht und Politik sind zwei Schlagworte, die meist negativ besetzt sind. Nicht aufgrund ihrer Bedeutung, sondern aufgrund schlechter Erfahrungen. Neutral lassen sich die beiden Begriffe folgendermassen beschreiben :
- Macht = die Fähigkeit haben, Dinge in Bewegung zu setzen und Ergebnisse zu erzielen.
- Politik = informelle, inoffizielle und manchmal auch die sogenannten «unter-der-Hand» getätigten Anstrengungen, mit dem Ziel, mehr Einfluss zu gewinnen, Ideen zu verkaufen oder die Organisation zu beeinflussen.
Macht und Politik sind die notwendigen Voraussetzungen, um bereichsübergreifend Ergebnisse zu erzielen und die Erreichung der Unternehmensziele zu unterstützen. Macht lässt sich auf zwei Wegen durchsetzen: auf die traditionelle Weise «Entscheiden – Kontrollieren» oder auf die wirkungsvollere Weise der Einflussnahme. Mit Einflussnahme lässt sich viel mehr bewegen als durch Kontrolle. Macht hat deshalb nicht primär mit Hierarchie zu tun, sondern mit dem Willen, etwas bewegen zu wollen.
Stile der Einflussnahme
Einfluss gewinnen ist eine Mischung von inhaltlichen und persönlichen Schwerpunkten. Jeder weiss, dass Entscheide in Unternehmen nicht nur aufgrund von Inhalten getroffen werden. Vielfach spielen persönliche Beziehungen, taktische Vorgehensweisen und kluge Kommunikation eine wesentliche Rolle. Immer ist es wichtig, sich und seine Ideen zu verkaufen. Kaum jemand kann darauf vertrauen, dass er immer gefragt wird oder dass andere seine Themen aktiv vertreten. Grundsätzlich lassen sich zwei Stile unterscheiden:
«Macht der Idee»: «Meine Arbeit / Idee spricht für sich»
Inhalte sind zentral und der Fokus liegt auf Feedback und Lernen. Die Ziele sind von Anfang an transparent. Integrität wird vorausgesetzt und es besteht das Vertrauen, dass Leistung und Ergebnisse für sich sprechen.
«Macht der Person»: «Die richtigen Leute zu kennen ist zentral»
Positionen und Funktionen sind sehr wichtig, ebenso Image und Wahrnehmung. Die eigenen Erfolge werden herausgestrichen und die verfolgten Absichten sind nicht auf den ersten Blick erkennbar. Es geht darum, sich selber zu verkaufen.
Beides sind legitime «politische» Vorgehensweisen, um seine Ziele, Ideen und Projekte umsetzen zu können. Die zu starke Fokussierung auf den einen oder anderen birgt langfristig viele Risiken, nur die Kombination verspricht Erfolg.