Ingredient Branding
Viele B2B-Unternehmen befinden sich in einem intensiven Wettbewerb mit vergleichbaren beziehungsweise austauschbaren Produkten und Dienstleistungen und sind in einer Abwärtsspirale des Preiswettbewerbs gefangen. Bei der Erstellung des B2B-Reports haben die meisten der befragten Führungskräfte die Kommodifizierung ihrer Angebote als eine echte Herausforderung genannt. Glücklicherweise kann ein gutes Branding dazu beitragen, dass sich Produkte und Dienstleistungen von der Konkurrenz abheben. Insbesondere das «Ingredient Branding» kann zu beeindruckenden Ergebnissen führen. Hierbei handelt es sich um eine spezifische Taktik der Markenformierung, welche die Marke als Inhaltsstoff oder Komponente eines Produkts darstellt, um einzigartige Produkteigenschaften (wie Patente, Seltenheit, einzigartige Herkunft und so weiter) hervorzuheben. Nehmen wir Holcim, einen Zementhersteller, der sich zur Differenzierung seiner Produkte für die Einführung von Markennamen entschieden hat. Namen wie Robusto, Fortico oder Optimo wurden anstelle von technischen Namen aus Akronymen oder Zahlen verwendet.
Christian Wengi, Marketingleiter von Holcim für die Schweiz und Italien, erinnert sich: «Als wir in der Schweiz die Markennamen für unsere Zementprodukte eingeführt haben, haben uns alle ausgelacht, weil wir die Ersten waren, die das gemacht haben. Aber nach einigen Monaten haben auch die Kunden unserer Wettbewerber begonnen, unsere Markennamen zu verwenden, wenn es um Zementsorten geht.» Dank ihrer Ingredient-Branding-Strategie war Holcim fähig, den Diskurs über Zement, die endgültige Ware, effektiv zu leiten. Die Kommodifizierung ist zweifellos eine Herausforderung. Sie ist jedoch nicht unüberwindbar und B2B-Unternehmen sind oft besser gegen sie gewappnet, als sie denken.
Kreativer Vorsprung
B2B-Kommunikation ist nicht dafür bekannt, besonders originell oder spannend zu sein. Sie neigt dazu, übermässig technisch und sachlich zu sein, und konzentriert sich stark auf die Produktmerkmale. Dies steht im krassen Gegensatz zu B2C-Unternehmen, die mehr Wert auf Kreativität und emotionale Botschaften legen. Die Gründe dafür sind von Branche zu Branche unterschiedlich, aber drei lassen sich herausarbeiten: das Fehlen eines dedizierten Kommunikationsbudgets, mangelnde Medienerfahrung und die Vorstellung, dass ein «ernsthaftes» Unternehmen keine «leichtfertigen» Kommunikationsmassnahmen ergreifen sollte.
Dagegen können konventionelle Weisheiten, kreative und witzige Botschaften für eine B2B-Marke Wunder bewirken. Ein Beispiel ist der Schweizer Labortechnologie-Experte Büchi, der mit mutigen und unerwarteten Bildkombinationen auf Social Media auffällt. Christof Bircher, Business Development & Communication Director bei Büchi, sagt: «Die Aufmerksamkeit unserer Kunden zu bekommen, ist eine grosse Herausforderung. Sie werden mit Inhalten überschwemmt, da muss man unbedingt auffallen.»
Büchi hat kürzlich ein Geparden/Chamäleon-Combo-Visual verwendet, um die Idee der Schnelligkeit und Flexibilität zu vermitteln und die «wilde» Palette ihrer «extraction tests» zu bewerben. Ob mit Humor oder skurrilen Bildeffekten, diese Beispiele zeigen, wie ein starkes Bild oder Symbol den Betrachter fesseln und unterhalten kann, ohne den wahrgenommenen Wert eines Produktes oder einer Marke zu schmälern.
Digitalisierung, Kommodifizierung und Globalisierung führen unter anderem dazu, dass Unternehmen ihr Branding anpassen – und das ist gut so. Insbesondere für KMU ist Branding eine kostengünstige Möglichkeit, mit grösseren und etablierten Unternehmen zu konkurrieren. Eine gut durchdachte Marke erhöht die Sichtbarkeit, den wahrgenommenen Wert und die Kundenbindung. Umgekehrt wirkt Ihre Marke in Zeiten des Wandels als «stabiler Agent», der Kunden, Partnern und Mitarbeitern vermittelt, wofür Sie stehen und wohin Sie als Nächstes gehen.