An die Ziele von Menschen anknüpfen: Wer Menschen für Veränderungen gewinnen will, sollte die grundsätzlichen Beweggründe (Motive bzw. Ziele) von Menschen kennen: Warum tun sie etwas? Warum meiden sie etwas? Die Motivationspsychologie kennt drei Beweggründe (Motive), die gut erforscht sind:
- Leistungsmotiv: Herausforderungen meistern,
- Bindungsmotiv: Soziale Kontakte knüpfen und pflegen,
- Machtmotiv: Andere Menschen beeinflussen und beindrucken.
Leistungsmotiv: Leistungsmotivierte stellen sich Herausforderungen, bei denen sie sich bewähren oder aber versagen können. Anreize sind selbstständiges Lösen schwieriger Aufgaben. Dies löst Stolz und Zufriedenheit aus. Der Leistungstyp meidet Beschämung und Niedergeschlagenheit durch Misserfolg. Leistungsmotivierte sind für die Digitalisierung zu begeistern, indem sie Aufgaben meistern und etwas besonders gut machen können, sich selbst übertreffen und im Wettbewerb mit anderen beweisen. Leistungsmotivierte steigen in der Hierarchie nur selten weit auf, denn sie interessieren sich mehr für Inhalte als für Macht.
Bindungsmotiv: Das Bindungsmotiv steht für das fundamentale Bedürfnis nach sozialen Kontakten, nach neuen Bekanntschaften, Freundschaften am Arbeitsplatz. Der Bindungstyp sucht Nähe und Beziehungen am Arbeitsplatz, er bewertet andere Menschen stark durch die Kategorien Sympathie und Antipathie. Bindungstypen lassen sich für die Digitalisierung motivieren durch den Aufbau, die Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung von Bezogenheit, Nähe, persönlicher Begegnung und freundschaftlichen Beziehungen zu den Teammitgliedern.
Machtmotiv: Der Machttyp liebt es, etwas zu bewegen. Einfluss und die Durchsetzung eigener Ideen und Werte sind für ihn wichtig. Er sucht aktiv nach der Übernahme von Führungsverantwortung, möchte andere verändern und die Richtung in Gruppen vorgeben. Der Machttyp lässt sich für die Digitalisierung motivieren durch Tätigkeiten, an die er mit viel Energie herangehen kann, Durchsetzungskraft, Beharrlichkeit auch bei Widrigkeiten.
Können: Die Befähigung
Siemens-Chef Joe Kaeser investiert kräftig in digitale Weiterbildung. Der «Wirtschaftswoche» (21. April 2017) sagte er: «Ein Punkt beschäftigt mich in der Tat: Wenn wir es nicht hinbekommen sollten, dass das digitale Zeitalter inklusive ist, dann wird die vierte industrielle Revolution stecken bleiben.» Folgende Aspekte sollten Sie beim Ermitteln der Befähigung (Können) beachten:
Beteiligte: Wer ist direkt und indirekt in die Digitalisierung einbezogen? Welche (digitale) Ausbildung haben diese Menschen? Welche Ausbildung brauchen künftige Mitarbeitende? Welche Weiterbildung bieten Sie an, um die Mitarbeitenden für die Digitalisierung zu befähigen?
Rollen und Verantwortlichkeiten: Welche Rollen und Verantwortlichkeiten erfordert die Umsetzung der Digitalisierungsstrategie? Weniger Hierarchie? Wer ist Initiator von Prozessen? Wer Treiber? Wer sind die Unterstützer?
Prozesse: Welche Prozesse erfordert die Digitalisierung? Prozesse für interdisziplinäres Zusammenarbeiten?
Strukturen: In welchen Strukturen arbeiten Manager und Mitarbeitende künftig zusammen? Netzwerke lösen hier starre Hierarchien und Abteilung ab, die wie Festungen abgekanzelt arbeiten. Mitarbeiter aus unterschiedlichen Hierarchiestufen arbeiten im Team und geben sich gegenseitiges Feedback. Idealerweise gibt es nicht einen führenden Funktionsbereich, sondern alle Bereiche arbeiten gemeinsam an abgestimmten Konzeptions- und Umsetzungsprojekten.
IT: Kann Ihre IT die Digitalisierung optimal unterstützen, etwa durch Enterprise 2.0, neue Tools der Zusammenarbeit wie synchrone, zeitgleiche Kommunikation, Tools zur Weiterbildung des Unternehmens?
Kultur: Welche Kultur ist erforderlich, um die Potenziale der Digitalisierung optimal zu nutzen? Wichtig werden hier die Zusammenarbeit, das kreative Denken und die Fehlertoleranz.
Fazit und Ausblick
Die Umsetzung der Digitalisierung im kleinen und mittelgrossen Unternehmen ist wesentlich an die Bereitschaft und die Fähigkeit der Mitarbeitenden gebunden – sie entscheiden über den Erfolg der Digitalisierungsstrategie.
Das Herstellen der Bereitschaft dient dem Freisetzen von Handlungsenergie (Wollen), die Befähigung schafft Qualifikation der Mitarbeitenden sowie angemessene Rollen und Verantwortlichkeiten, Prozesse, Strukturen und IT. Hierbei gibt es eine klare Reihenfolge des Vorgehens: Erst müssen die Mitarbeitenden bereit sein für die Digitalisierung, dann werden sie auch ihrer Befähigung zustimmen.
In der nächsten Folge dieser Serie werden wir die Umsetzung der Massnahmen erläutern und die Erfolgskontrolle skizzieren.