In Zeiten von Veränderungsprozessen, offiziell «Übergangsphase» genannt, jedoch in Wirklichkeit eher ein Dauerzustand, braucht es vor allem eines: «Richtige Chefs», echte Vorgesetzte mit allen notwendigen Kompetenzen. Denn die Zeit ist schlecht für Schönwetterchefs, die nur dann gut sind, wenn alles funktioniert.
Hilfreich bei Unsicherheiten
Was aber tun im «permanenten Change-Prozess», in dem sich Unternehmen gerade befinden? Dieser muss gemanagt und geführt werden. Das ist an sich schon anspruchsvoll genug, aber es kommt noch eine weitere, erschwerende Komponente hinzu: Auch Vorgesetzte sind von den Unsicherheiten in diesen Zeiten betroffen. Nicht selten zeigt sich gerade jetzt: Es lässt sich gut reden und Flexibilität einfordern bis zu dem Zeitpunkt, an dem man selbst betroffen ist. Unter diesen Umständen kann es hilfreich sein, einige Eckpunkte zu beherzigen.
In Rollen denken
So müssen Sie nicht permanent die Führungsrolle einnehmen, sondern dürfen ruhig auch einmal ein Ratsuchender sein. Selbst von der Unsicherheit betroffen, vertrauen Sie sich jemandem an, mit dem Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen sowie sich austauschen können. Hier ist Selbstmanagement gefragt, um Ihre Unsicherheit auf keinen Fall nach aussen zu tragen. Denken Sie in Rollen und haben Sie den Mut, unterschiedliche Sichtweisen einzunehmen.
Das Positive suchen
Nie reagieren Mitarbeiter sensibler auf kleinste Signale als in Zeiten des Wandels. Man beobachtet Sie als Vorgesetzten genau. Sie strahlen genau das aus, was Sie sind. Wenn Sie zum Beispiel eine Neustrukturierung mit veränderten Aufgabengebieten präsentieren und selbst aber nicht daran glauben, können Sie die Worte noch so an das offizielle Wording anlehnen, man wird Ihnen ansehen, dass Sie nicht dahinterstehen. Suchen Sie ganz bewusst das Positive – nicht nur für Ihre Mitarbeiter, sondern ganz besonders auch für Sie selbst.
In Veränderungsprozessen müssen viele ihr gewohntes Terrain verlassen. Niemand weiss, ob das, was «von oben» lautstark verkündet und schöngeredet wird, auch tatsächlich funktioniert. Die Unsicherheit bei allen Beteiligten ist gross. Als Führungskraft müssen Sie jetzt Sicherheit geben. Das geschieht vor allem nonverbal und im Alltag durch kleinste Gesten. Reden Sie von der Zukunft nicht plakativ positiv, sondern zeigen anhand von konkreten Beispielen auf, warum und wie genau alles jetzt und in Zukunft ablaufen wird und vor allem gelingt.
Laterale Führung
Von oben nach unten und mit klaren Strukturen – jahrhundertelang waren Unternehmen auf diese Weise entsprechend ausgerichtet. Allemal erfolgreich. Der Firmen-, Finanz-, Abteilungs- oder Teamchef hatte das Sagen, an dem sich die jeweils «Untergebenen» mehr oder weniger widerspruchslos orientierten. Doch für zunehmend mehr Organisationsprozesse wird heute eine andere Führungsform als die klassische Hierarchie benötigt – wohlgemerkt, ohne diese generell abschaffen zu wollen.Besonders bei abteilungsübergreifenden Projekten wird immer häufiger laterale Führung praktiziert. Entsprechend dem jeweiligen Projekt ist diese zumeist temporär angelegt.
Der Projektleiter hat – als eine Art Kollege – dafür zu sorgen, dass miteinander das gewünschte Ergebnis erreicht wird. Eine anspruchsvolle Aufgabe mit begrenzten Befugnissen. Umso mehr muss der Projektleiter sich seiner Verantwortung und damit der notwendigen Entscheidungsbefugnis bewusst sein, ebenso seiner Kompetenzen und deren Grenzen.
Das Erkennen des gemeinsamen Ziels ist der Schlüssel zur Bereitschaft aller Beteiligten, den Weg überzeugt mitzugehen und ihre Aufgaben im Teilbereich so zu
erfüllen, dass sie dem Gesamtprojekt zugutekommen.