Aussichtsreiche Märkte für KMU
Deutschland ist für Schweizer KMU nach wie vor der wichtigste Einstiegsmarkt und hat für die Schweizer Exporteure trotz der Euroschwäche die grösste strategische Bedeutung – und dies mit grossem Abstand zu anderen Ländern. Das bestätigt eine Umfrage der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur zur Internationalisierung Schweizer KMU aus dem Jahr 2014, in der mehr als die Hälfte aller befragten Unternehmen Deutschland als wichtigstes Exportland nennen.
«Hinter Deutschland lassen sich jedoch deutliche Verschiebungen erkennen», berichtet Professor Christian Hauser von der HTW Chur. «Die Bedeutung Chinas als strategisch wichtigster Auslandsmarkt ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen: Heute gibt jeder zehnte Exporteur an, dass China für ihn der wichtigste Markt sei. Ungefähr gleich häufig werden die Vereinigten Staaten genannt. Damit belegt China mittlerweile Platz 2, dicht gefolgt von den USA. Österreich, das bei früheren Befragungen auf Platz 2 lag, belegte 2014 nur noch Platz 4. Die weiteren grossen Nachbarländer der Schweiz, Italien und Frankreich, folgen auf Platz 5 und 6.»
Eine Ursache für diese Veränderungen ist die massive Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro, die den Export in Euro-Länder branchenübergreifend erschwert. Gleichzeitig werden Märkte, in denen in Dollar fakturiert werden kann attraktiver – vor allem die USA und der asiatische Raum. Aber auch das Wirtschaftswachstum der meisten asiatischen Länder trägt zur Attraktivität Asiens bei. Bei Exporten nach Asien sind China, Japan und Korea von tragender Bedeutung, aber auch der gesamte ASEAN-Wirtschaftsraum (Verband Südostasiatischer Nationen; Englisch: Association of Southeast Asian Nations).
Überdies sind Schweizer Unternehmen darauf ausgerichtet, ihre Exporte zu diversifizieren, das heisst nicht alle Exporte in Richtung Euro-Raum abzusetzen, sondern auch andere Währungsräume miteinzubeziehen, um bei möglichen Währungsturbulenzen das Kundenrisiko zu minimieren.
Die wachsende Mittelschicht
Die stark exportgetriebene Pharma- und Lebensmittelindustrie wird Prognosen zufolge in den kommenden Jahren enorm von der «Rising Middle Class», der aufstrebenden Mittelschicht in Schwellen- und Entwicklungsländern, profitieren. Diese Bevölkerungsgruppe zeigt sich immens aufgeschlossen gegenüber hochwertigen Produkten, zum Beispiel aus dem Lebensmittelbereich, oder bewirkt den Ausbau der Infrastruktur in ihren Ländern, wovon diverse Industrien wie etwa die Medizintechnik profitieren können.
Alberto Silini von S-GE zu dieser Entwicklung: «Die Rising Middle Class wird in den kommenden Jahren überproportional wachsen (…). Indonesien ist hier ein «heisser Kandidat». Man erwartet, dass das Land innerhalb der nächsten 20 Jahre zu den Top 5 der weltweiten Konsummärkte gehören wird. Hier lohnt es sich zu prüfen und sich schon heute zu positionieren, um eine mittel- und langfristige Exportplanung zu manifestieren. Auf dem afrikanischen Kontinent ist Nigeria das Land mit der am stärksten wachsenden Mittelschicht.»
Laut S-GE lässt sich für die Rising Middle Class-Länder in den kommenden 15 bis 20 Jahren ein hohes Wachstum in den Branchen der Transport-, Informations- und Kommunikationstechnologien, der Freizeit-, Bekleidungs- und Sportindustrie und weiteren Industrien prognostizieren. Auch der Sektor E-Banking und sonstige mobile Dienstleistungen sind im Zuge der Digitalisierungswelle in Ländern wie Afrika nicht zu unterschätzen, genauso wie die gesamte Nahrungsmittelindustrie in höheren Segmenten.
Als vielversprechender Markt für die Schweiz darf Kanada und der gesamte nordamerikanische Raum nicht unerwähnt bleiben. Kanada nimmt als Markt für Schweizer Unternehmen eine besonders attraktive Position ein. Zum einen, weil Kanada das wohl «europäischste» Land ausserhalb der EU ist. Zudem hat Kanada wie auch die Schweiz einen frankophonen Teil, was eine starke kulturelle Verbindung erzeugt. Das Freihandelsabkommen zwischen beiden Ländern sorgt für einen unkomplizierten Zugang zum kanadischen Markt und erleichtert die Exporte nach Nordamerika. Hauser ergänzt: «Hinzuzufügen bleibt, dass neben dem klassischen Exportgeschäft aufgrund der Frankenstärke auch für KMU die Verlagerung von Geschäftsaktivitäten zum Beispiel nach Deutschland, Österreich oder nach Mittel- und Osteuropa zunehmend ein Thema wird.»