Ebene 2: Mitarbeiterführung und Mitarbeiterentwicklung
Führung ist ein Prozess, der sich zwischen Menschen vollzieht. Daraus folgt: Wenn sich die Mitarbeiter ändern, dann muss sich auch Führung wandeln. Dasselbe gilt, wenn sich zum Beispiel die Arbeitsstrukturen und somit Arbeitsbeziehungen ändern. Auch dann muss sich Führung wandeln. Das ist vielen Führungskräften nicht bewusst. Viele haben zum Beispiel noch nicht ausreichend verinnerlicht, dass sich in den zurückliegenden Jahrzehnten die Lebensstile der Menschen in unserer Gesellschaft stark ausdifferenziert haben.
Das heisst: Ihnen sind im Leben und bei der Arbeit unterschiedliche Dinge wichtig. Zudem akzeptieren sie nicht mehr fraglos Autoritäten, die sie nicht selbst gewählt haben. Deshalb befolgen gerade die hoch qualifizierten und selbstbewussten Mitarbeiter nicht mehr blind die Anweisungen von Vorgesetzten. Sie hinterfragen vielmehr mehr oder minder offen deren Anordnungen und Entscheidungen. Zumindest wollen sie eine in ihren Augen plausible Erklärung haben, warum aus deren Warte gewisse Dinge nötig sind.
Für die Führungskräfte bedeutet dies: Sie müssen mehr und anders als früher mit ihren Mitarbeitern kommunizieren. Statt einem Erteilen von Anweisungen top-down ist heute ein Einbeziehen der Mitarbeiter in die Entscheidungsprozesse und eine Kommunikation mit ihnen auf Augenhöhe nötig. Und wenn dies nicht möglich ist? Dann müssen die Führungskräfte zumindest akzeptieren, dass die Mitarbeiter ausser ihren Entscheidungen auch ihr Verhalten hinterfragen – ebenso wie sie dies häufig auch bei Mitarbeitern tun.
Ein verändertes Führungsverhalten ist auch nötig, weil eine zentrale Forderung an die Mitarbeiter lautet: Sie sollen ihre Aufgaben weitgehend eigenständig und eigenverantwortlich erfüllen. Das setzt voraus, dass die Führungskräfte ihren Mitarbeitenden die dafür nötigen Entscheidungs- und Handlungsspielräume gewähren; des Weiteren, dass sie die Kompetenz der Mitarbeiter entwickeln, diese professionell zu nutzen. Denn nur dann können sie im Betriebsalltag die Aufgaben loslassen und zur weitgehend eigenständigen Bearbeitung an ihre Mitarbeiter delegieren – was zu einer Entlastung der Führungskräfte führt.
Die gewonnene Zeit sollten die Führungskräfte für ein sinnstiftendes Kontrollieren und Feedback-geben nutzen statt, wie heute oft üblich, nur defizit-orientiert dort zu kontrollieren, wo sie Fehler vermuten. Denn insbesondere in Bürojobs leiden auch die guten Mitarbeiter heute häufig darunter, dass sie abends oder am Monatsende nicht wissen, welchen Beitrag sie tagsüber oder im Verlauf des Monats zum Erreichen der Ziele des Unternehmens geleistet haben. Diesen Sinn-Zusammenhang über die reinen Zahlen hinaus ihren Mitarbeitern zu vermitteln, ist heute auch eine Aufgabe von Führung.
Ebene 3: Teamführung und Team-entwicklung
Je flacher die Hierarchie in einem Unternehmen ist und je vernetzter, zum Beispiel aufgrund der Komplexität der Aufgaben, die Strukturen in ihm sind, umso stärker wird die Leistung im Team erbracht. Das heisst: Die einzelnen Mitarbeiter sind beim Erledigen ihrer Aufgaben auf die Kooperation mit und Zuarbeit von Kollegen angewiesen. Und: Je besser die Zusammenarbeit funktioniert, umso höher ist die (gemeinsame) Performance. Also lautet eine zentrale Aufgabe von Führung, nicht nur die einzelnen Mitarbeiter zu entwickeln, sondern auch die erforderlichen Rahmenbedingungen und Strukturen zu schaffen, damit Teamarbeit funktioniert. Eine Grundvoraussetzung hierfür ist, dass die Führungskraft mit den Mitarbeitern, gerade weil diese so verschieden sind,
- eine gemeinsame Vision entwickelt, welche Ziele bei der Arbeit zu erreichen sind, und
- von welchen Maximen und Wertmassstäben sie sich bei der (Zusammen-)Arbeit leiten lassen.
Denn nur dann können die Mitarbeiter das «Silo-Denken» überwinden und ihre Aktivitäten so aufeinander abstimmen, dass die übergeordneten Unternehmensziele erreicht werden.
Eine zentrale Aufgabe von den Führungskräften ist es ebenfalls, im Betriebsalltag Foren und Systeme zu installieren, welche sicherstellen, dass die Mitarbeitenden gemeinsam ihre (Zusammen-)Arbeit reflektieren, um weitere Optimierungsmöglichkeiten zu identifizieren. Denn nur dann kann das Streben nach einer Verbesserung als stabiler Prozess in ihrem Bereich verankert werden. Und so wird sich das bestehende Team allmählich zu einem High-Performance-Team entwickeln, das nach kontinuierlicher Verbesserung strebt – und zwar weitgehend in Eigenverantwortung und eigenständig. Dies wiederum entlastet im Umkehrschluss auch die Führungskräfte.
Das heisst, statt mit routinemässig wiederkehrenden Aufgaben im Betriebsall-tag, und seien diese noch so komplex, kann sich die Führungskraft zunehmend mit Fragen befassen, die den Bereich und das Unternehmen mittel- und langfristig nach vorne bringen. Das heisst wiederum: Statt Managementaufgaben und solchen klassischen Führungsaufgaben wie Anweisen und Kontrollieren nimmt die Führungskraft zunehmend Leadership-Aufgaben wahr.