Der Weg zum «Point of Sale»
Die Online- bzw. mobilen Kanäle können Funktionen übernehmen, die vorher über klassische Kommunikationskanäle umgesetzt wurden. Abbildung 2 zeigt, wie KMU bei der Anbahnung eines Neugeschäfts im B2B-Bereich vorgehen und schrittweise potenzielle Interessenten zu Kunden entwickeln. Dieses schrittweise Vorgehen fängt auf einer losen Beziehungsebene an: Der potenzielle Kunde weiss nur, dass ein Produkt beziehungsweise eine Leistung eines Unternehmens am Markt verfügbar ist, im besten Fall kennt er das Unternehmen bereits.
Die Interessenten werden dann weiterführend über entsprechende Themen informiert. Dies kann über Offlinekanäle erfolgen, zum Beispiel Messen oder klassische Printmedien, oder aber über Online-/Mobil-Kanäle wie zum Beispiel eine Suchmaschinenrecherche oder Online-Zeitschriften. Dabei müssen die Interessenten dazu bewegt werden, den nächsten Schritt aktiv zu tätigen. Über weitere Schritte werden diese dann auf eigene Kanäle geführt, zum Beispiel eine Info-Veranstaltung (offline) oder in einen eigenen Social-Media-Kanal (online /mobil) bis hin zu einem «Point of Sale». Auch der Verkaufspunkt kann offline (z. B. ein Ladengeschäft) oder online (z. B. in einem Webshop) angelegt sein.
Es zeigt sich, dass die Funktionsweise von Online-/Mobil-Aktivitäten sehr ähnlich zu Offlineaktivitäten ist und es durchaus förderlich sein kann, diese beiden Arten von Kanälen miteinander zu kombinieren («Multichannel»-Strategie). Die Online-/Mobil-Kanäle bieten folgende Vorteile gegenüber Offlinekanälen:
1. Geografische Unabhängigkeit
Sie ermöglichen grössere Unabhängigkeit von geografischen Gegebenheiten. Potenzielle Interessenten oder Kunden können überall erreicht werden und sind nur einen Click vom eigenen «Point of Sale» entfernt.
2. Hohe Skalierbarkeit
Digitale Medien erlauben es, Interaktionen umfangreich zu vervielfältigen. So macht es bei den Online- /Mobil-Kanälen (vom Aufwand her) kaum einen Unterschied, ob mit einem Adressaten oder mit Millionen kommuniziert wird.
3. Targeting
Online /Mobil-Kanäle erlauben ein umfangreiches «Targeting». So können potenzielle Kunden direkt bei ihren Interessen abgeholt werden, zum Beispiel indem Nachrichten in Kontexte bestimmter Themen eingebettet werden.
4. Schnelle Rückkanäle
Online/Mobil-Kanäle bieten schnelle sogenannte «Rückkanäle». Diese erlauben es, schnelles Feedback einzuholen oder aber (gerade bei hohen Reichweiten) experimentell zu schauen, was funktioniert und was nicht. So können schnell Reaktionen auf eigene Kommunikationsmassnahmen eingeholt und Folgemassnahmen entwickelt werden.
5. Digitale Daten
Ein weiterer Vorteil ist die automatische Erfassung aller Interaktionen in Form von digitalen Daten. Diese lassen sich umfassend analysieren. Die Ergebnisse können dann zur besseren Aussteuerung von Marketingkampagnen genutzt werden oder auch in die Produktentwicklung einfliessen.
Kommunikation über Online/Mobil-Kanäle bietet allerdings nicht nur Vorteile für KMU beim Aufbau und beim Pflegen von Beziehungen. An manchen Stellen ist eine individuelle und persönliche Ansprache von Vorteil (Daft et al. 1987). Genau diese hohe Qualität kann von besonderer Bedeutung sein. Daher gilt es – je nach Beziehungsstadium – vor allem die Vorteile der einzelnen Kanäle miteinander zu kombinieren.
Die aufgezeigten Chancen und Bedrohungen durch die Digitalisierung verdeutlichen, dass KMU nicht um eine eigene digitale Strategie herumkommen. Dazu ist zu überlegen, inwieweit mögliche digitale Aktivitäten zum bestehenden Geschäftsmodell passen, Produkte aufgewertet oder erweitert und Beziehungen zu den Kunden verbessert werden können, um auf diese Weise effektiver oder effizienter Mehrwerte zu schaffen. Zudem sind auch Bedrohungen durch neue Wettbewerber und deren Leistungen einzubeziehen. Abschliessend stellt sich die Frage, inwieweit nun das bestehende Geschäftsmodell an die neuen Gegebenheiten angepasst werden sollte.