Mitarbeiter
Mitarbeiter stellen ebenfalls eine sehr wichtige Gruppe innerhalb des Nachfolgeprozesses dar. Eine Nachfolge ist für sie zunächst mit Unsicherheit behaftet, da sie die Pläne und Kompetenzen des Nachfolgers häufig nicht einschätzen können. Die Berater empfehlen daher, gegenüber Mitarbeitern Sicherheit, Perspektive und einen klaren Weg zu vermitteln. Es bedarf hier einer guten Kommunikation der Verantwortung für die Mitarbeiter und der Demonstration von Führungskompetenz. Ansonsten verlassen Mitarbeiter mitunter das Unternehmen, wenn sie die Situation oder Nachfolgelösung als riskant erachten.
Eine Nachfolge ist für sie jedoch nicht per se negativ. Vielmehr betrachten sie den Geschäftsführer ab einem bestimmten Alter als tendenziell nicht mehr geeignet, wenn dieser die Leitung nicht rechtzeitig an einen jüngeren Nachfolger überträgt: «Mitarbeiter haben ein gutes Gespür, wenn der Seniorchef in ein gewisses Alter kommt», so ein Gesprächspartner.
Insbesondere bei kleinen Unternehmen können Mitarbeiter relativ früh über die anstehende Nachfolge in Kenntnis gesetzt werden. Unternehmensberater argumentierten, dass es nicht der Sache dienlich sei, wenn der Nachfolger bereits eingearbeitet werde (Phase vier) und gleichzeitig die Mitarbeiter noch nicht über die Nachfolge informiert seien.
Alle Experten wiesen ausdrücklich darauf hin, dass Übergeber und Übernehmer gemeinsam sowie persönlich die Belegschaft über die Nachfolge informieren müssen. In manchen Fällen kann eine vorherige Kommunikation an die Führungskräfte zielführend sein. Je nach Unternehmenskultur ist es aber sinnvoller, alle Mitarbeiter gleichzeitig zu informieren, um Gerüchten entgegenzuwirken und Unsicherheiten zu reduzieren.
Teilweise fragen Berater deswegen nach vorherigen Veränderungssituationen und passen ihre Empfehlungen an die bestehende Unternehmenskultur an. Sie empfehlen Übergebern und Übernehmern, ihren Redeanteil am besten «ausgewogen» zu gestalten: «Wenn der Alte redet und der Junge nur dabeisitzt, dann kann dieser sich überhaupt nicht präsentieren», so ein Berater im Interview.
Auch die Frage, wer über welchen Teil informiert, ist bedeutend. Ein Berater schlug vor, dass der Übergeber über die Vergangenheit spricht, den Nachfolger vorstellt, ihm sein Vertrauen ausspricht und diesem dann den Raum für seine Darstellung der Zukunftspläne des Unternehmens lässt. Als Teil dieser Strategie bieten sich Betriebsversammlungen als Kommunikationsinstrument an. Diese können durch Artikel in Mitarbeiterzeitungen, falls vorhanden, abgerundet werden.
Einig sind sich alle Befragten, dass Mitarbeiter zeitlich immer vor den Kunden zu informieren sind. Kunden und Lieferanten werden erst kurz nach der in Phase fünf erfolgten Übergabe informiert, denn wenn «noch nicht alles unter Dach und Fach ist», dann könne «immer noch etwas passieren». Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten müssten verpflichtend informiert werden, sofern eine Änderung im Firmenbuch vorgenommen wird. Hier gilt allerdings die Einschränkung, dass es zu diesen Gruppen laufende Verträge gibt, so die Berater. Sobald Lieferanten und Kunden informiert sind, gilt auch die Öffentlichkeit als informiert («Wenn man es den Kunden kommuniziert, dann ist man an dem Punkt, wo es die ganze Welt weiss.»).